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64. Tag: Cannakale - Troja (30 km)
Fr, 22.06.2007


In der Nacht bleibt es heiß. Trotz Ventilator schwitze ich - auf der Decke liegend. Etwas gerädert begebe ich mich morgens zum Inclusiv-Frühstück. In der Stadt fotografiere ich noch das trojanische Pferd aus dem Film "Troy" und tanke 6 Liter Getränke beim BIM. Dann gehts aus der Stadt wieder heraus auf die Schnellstraße nach Izmir. Ich versuche noch, die alte Küstenstraße zu finden, gebe aber mangels Beschilderung schon in Kepez auf.

Die Hauptstraße umgeht die Orte, indem sie über die Bergrücken führt. Das macht zwei unangenehme Steigungsabschnitte notwendig vor Intepe und vor Gökcali. Nach der ersten Steigung brauche ich eine Atempause und eineinhalb Liter Limonade.

Der Abzweig nach Troja ist gut ausgeschildert. Über die gut asphaltierte Zufahrt erreiche ich den Ort Tevikiye. Dort finde ich am Restaurant "Priamos" einen Stellplatz für mein Zelt. Im Garten des Anwesens bin ich der einzige Gast. Auch im Restaurant tut sich nicht viel. Die Saison hat noch nicht begonnen.

Nach dem Mittags-Picknick im Garten starte ich zur Troja-Erkundung. Gleich am Eingang informiert die Daimler-Chrysler-AG, dass sie der Hauptsponsor der seit 1988 unter Leitung der Uni Tübingen wieder aufgenommenen Grabungs- und Restaurierungsarbeiten ist. Zwischen 1938 und 1988 muss das Gelände wohl verwahrlost und zur Plünderung freigegeben gewesen sein. Heute ist es Weltkultur-Erbe der UNESCO.

Ein schön angelegter Rundgang mit großen Informationstafeln in Deutsch, Englisch und Türkisch erspart einen zusätzlichen Führer. Ab und zu überholt mich eine geführte Reisegruppe - sonst bin ich allein. Die verwirrende Schichtung der Stadt - seit der Bronzezeit bis in die Römerzeit sind 10 verschiedene Städte aufeinander gebaut worden - macht die Ausgrabungen aufwändig und die Konservierung schwierig. Dank Schliemanns Hau-Ruck-Methode liegen an einigen Stellen auch Mauern von Troja II offen.

Die Atmosphäre ist für den Eingeweihten mythisch. Gebäude gibt es nicht zu sehen - nur Bilder von Rekonstruktionen. Die Lage ist einmalig schön - der Blick schweift bis zu den Dardanellen. Früher muss es auch einen Hafen in unmittelbarer Nähe der Stadt gegeben haben.

Höhepunkte sind ein erst kürzlich entdeckter unterirdischer Wasserkanal, der aus der Stadt herausführt - der Fluchtweg also aus der Ilias - und , wie immer, das römische Theater. Der Blick in die Weite hinter dem Bühnenraum ist heute leider mit Bäumen zugewachsen.

Erst spät verlasse ich den sagenhafen Ort - geöffnet ist bis 19:00 Uhr. Im Dorf kann ich nochmal 5 Liter Wasser erstehen, dann bereite ich vorm Zelt mein übliches Abendessen. Ich habe das Gelände für mich allein, nachdem die Restaurantbesitzer nach Hause gegangen sind. Ach nein - eine trächtige Hündin und viele Schnaken teilen mit mir den Garten...


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