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59. Tag: Iznik - Bursa (70 km)
So, 17.06.2007


Im Hotel Cem ist ein türkisches Frühstück im Preis von 40 Ytl. inbegriffen. Also genieße ich Ei, Käse, Tomaten, Gurken, Oliven, Butter, Marmelade, Brot... Erst um 10:00 Uhr komme ich los. Die Sonne steht schon hoch am Himmel. Es ist fast windstill.

Gleich zu Anfang steigt die Nebenstraße auf 600 m hoch. Mit steilen Serpentinen windet sich die Straße in die Berge. Die Felsgipfel des Avdan Dagi grüßen herüber. Ich fühle mich wie in Kreta. Hemd und Hose sind durchnässt als ich oben ankomme. Eine kurze Obst- und Trinkpause verschafft neue Kräfte. Es geht sehr steil und holprig wieder bergab, so dass ich die Abfahrt kaum genießen kann.

Kurz nach 12:00 Uhr bin ich in Yenisehir wieder im Tal (230 m). Ich tanke 5 Liter Wasser nach und begebe mich auf die viespurige Schnellstraße nach Bursa. Der Verkehr ist eher gering - im Kontrast zu der breiten Straße. Leider verläuft sie um die meisten Orte herum, so dass sich kein geeigneter Platz für eine Mittagspause findet.

In einem kleinen Dorf, das durch die Schnellstraße zerteilt wird, lege ich mich einfach auf den staubigen Vorplatz der landwirtschaftlichen Kooperative in den Schatten einer Mauer. Die Pause ist dringend notwendig. Der Wind wirbelt Papier und Staub um mich herum.

Bis Turan, zur Einmündung in die Schnellstraße nach Ankara gehts nochmal kräftig hoch. Dort finde ich unter dem Schattendach der Autoabstellplätze einer Raststätte endlich ein Plätzchen für die Mittagspause. Es ist bereits 15:00 Uhr.

Die nun folgende Abstieg ist rasant. Ich hänge mich hinter einen mit Motorbremse abwärts fahrenden Kieslaster. Die Ebee begrüßt mich mit einer heißen, schnurgeraden Rennstrecke. Zum Glück werden die LKWs auf die parallel verlaufende Autobahn abgeleitet. Rechts und links beginnen die Industrieansiedlungen immer dichter zu werden. Bursa begrüßt mich überraschend bereits 10 km vor dem Ortszentrum mit dem Hinweis auf 1,5 Millionen Einwohner.

Die Straße ins Zentrum zieht sich endlos. Viel zu früh versuche ich, das Ortszentrum zu finden. Im Chaos der widersprüchlichen Beschilderung zwischen innerörtlicher Hauptstraße und neuer Umgehung ist unklar, wann das Stadtzentrum beginnt. Hilfreiche Engel, die für mich telefonieren und mich schließlich auf den letzten Metern zu Fuß begleiten, führen mich zum Hotel Günes. Für 26 Ytl. gibts dort ein komfortloses Einzelzimmer mit Toilette auf dem Gang.

Der Clou des Hauses ist aber ein vielsprachiger Lehrer der hiesigen Schule, der die Gäste berät. Gleich heute Abend geleitet er eine Gruppe von 5 Gästen zu einem abgelegenen Kulturzentrum, in dem eine Derwisch-Tanzschule seit zwei Jashren reaktiviert wurde. Das ganze Projekt wird von der UNESCO gefördert. Die Zeremonie mit Gebet, Musik, Gesang und eben den sich eine Viertelstunde im Kreis drehenden Männern hat religiösen Hintergrund. Nur Trommel und Flöten begleiten den Tanz und der orientalische Gesang einer Männergruppe.


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