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Nachts tobt ein heftiges Gewitter. Das reinigt die Luft. Morgens um 9:00 Uhr scheint die Sonne wieder und es ist knallwalm - bis 30 Grad Celsius.
Ich möchte nicht auf der vierspurigen SP 1 sondern auf der Nebenstraße SP 1a fahren. Die Einfahrt dorthin zu finden dauer 1 1/2 Stunden und mindestens 15 km mit mehrmaligem Nachfragen. Dort endlich angekommen, stelle ich mit Entsetzen fest, dass diese Nebenstraße wieder die empfohlene LKW-Strecke nach Bukarest darstellt. Anfangs läuft es trotzdem gut. Die Straße ist neu asphaltiert und besitzt einen kleinen Seitenstreifen. Doch nach Überschreiten der Bezirksgrenze begrüßt mich zuerst Kopfsteinpflaster aus den 50iger Jahren. Die Straße ist schmal wie eine Dorfstraße, die Ränder sind zerfahren von den schweren Lkws, die Fahrspur gleicht einer Schlaglochpiste. Kein Wunder, dass die Lkw-Fahrer zunehmend agresssiv werden. Einige drängen mich - mehrfach hupend - absichtlich und ohne Not in den sandigen Seitenstreifen, vor allem die nutzlosen Kies- und sandlaster. In beiden Richtungen wird "Dreck" transportiert - ohne Ziel und erkennbaren Sinn.
In den Dörfern herrscht ein reger Verkehr von Pferdegespannen. Die zu Überholen führt für die Lkws mehrfach zu brenzligen Situationen mit dem Gegenverkehr.
Es ist schwül-heiß. Das Land ist flach und wird vor allem mit Mais bebaut. Die Erde zwischen den Pflanzen wird von Hand oder mit dem Pferdepflug gelockert - archaische Landwirtschaft. Die Privatgärten allerdings tragen üppig Gemüse und Wein - fast wie in Ungarn. Man könnte also auch hier Gemüseanbau betreiben statt Mais und Graszu pflanzen.
20 km vor Bukarest finde ich eine idyllische Bank vor einer kleinen Dorfkirche - abseits des Straßenlärms und ohne aufdringliche Kinder. Von hier an hört die Bebauung neben der Straße nicht mehr auf. Zunehmend werden große und teure Landmaschinen von den Händlern angeboten - auch John Deere aus Mannheim ist dabei.
In der unübersichtlichgen Stadt finde ich trotzdem das Hostel "Villa Helga" relativ schnell. Es wird gerade renoviert. Ich bekomme ein Bett im Viererzimmer für 54 Lei pro Nacht.
Bei der Abendrundfahrt finde ich zufällig das Gebäude der rumänischen Staatsphilharminie während der Konzertpause. Unkontrolliert gelange ich in den wunderschönen Jugendstil- Konzertsaal und kann den vollen Klang des Orchesters bei der 3. Sinfonie von Beethoven (Eroica) genießen.
Auf dem Rückweg zum Hostel verfahre ich mich gründlich. Ich habe leider den Stadtplan nicht dabei, die befragten Taxifahrer schicken mich ständig in andere Richtungen. Als ich schon aufgeben und über das Stadtzentrum den heute Nachmittag gewählten Weg suchen will, lande ich wunderbarer Weise genau auf dem Platz in der Vorstadt, neben dem das Hostel liegt...
Das Abendessen wird heute spartanisch. Es fehlt an allem - alle Supermärkte längs der Einfallstraße sind erst im Bau. Ich hoffe, Morgen etwas Geeignetes zum Einkaufen zu finden.
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