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Philosophie gibts schon zum Frühstück: eine Verbindung zwischen der Traumwelt der australischen Aborigines und der Parallelwelt der Mystik will mein australischer Philosoph doch nicht herstellen...
Bei strahlendem Sonnenschein breche ich auf zur ersten Bergetappe: Laut Karte ist der Pass 1280 m hoch. Die Stadtausfahrt von Brasov ist vierspurig und sehr stark befahren. Einträchtig befinden sich Metro, Praktiker und Carrefour im angrenzenden Gewerbegebiet - eine perfekte Konsumwelt aus dem Westen.
In Sacele zweigt die Bergstraße SP 1a von der Hauptstraße SP 1 nach Bucuresti ab. Leider werden auch alle Schwer-Lkws über diese Strecke umgeleitet. Sonst wäre diese Straße dörflich leer. 2004 ist die Asphaltdecke komplett erneuert worden - so angenehm bin ich bisher noch nicht durch Rumänien gefahren.
Die Umgebung nimmt bald alpinen Charakter an: steile Weiden und Nadelwälder. Die Kinder
des letzten Dorfes zweifeln daran, dass ich mit dem vielen Gepäck über das Gebirge komme...
Die Stecke wird steil und sehr kurvenreich. Jeder Lkw nach Bukarest muss seine Ladung über
diese Bergstrecke jonglieren. Dazu gehören Nerven ! Die talseitigen Straßenränder sind
selten gesichert. Man sieht Spuren von abgerutschten Lkws.
Die letzten 4 km schiebe ich bergauf durch den Wald. Das wäre idyllisch, wenn nicht
die nachmittags zunehmenden Lkws in Kolonnen bergauf und bergab fahren würden.
Unerwartet bin ich um 14:00 Uhr bereits auf der Passhöhe. Allerdings sind es von hier noch über 70 km bis zum Ziel nach Ploiesti. Die Straße nimmt in sehr engen Serpentinen einen ersten steilen Abstieg. In Deutschland würde man eine solche Strecke für Lkw sperren statt sie genau dorthin umzuleiten. Der erste Ort im Tal (Cheia) besitzt große Weltraumteleskope und viele kleine Pensionen. Ich will aber weiter.
Leider geht es nicht nur bergab. Nach den auf den Bergrücken langgezogenen Ortsdurchfahrten folgt in der Regel ein steiler Abstieg in ein Seitental des Teleajen und ein ebenso steiler Anstieg - oft mit Serpentinen. Die Berge ziehen sich immer weiter zurück. Ab Valenii de Munte wird es eben. Der Feierabendverkehr füllt die Straßen. Durch leichten Ostwind werden mir die Abgase des Gegenverkehrs in die Nase geblasen. Die alten Roman-Diesel-Lkw erzeugen unglaubliche Rußwolken. Mir wird fast übel.
Am Ortseingang von Ploiesti begrüßt mich ein Carrefour. Ich nutze den Einkauf zu einer Erholungspause. Danach gehts wieder flott in die Innenstadt. Dort erlebe ich erstmals größere Schwierigkeiten bei der Zimmersuche: Die Angaben im Lonely Planet sind veraltet und wenig hilfreich. Erst beim vierten Versuch komme ich zu einem Zimmer für 100 Lei (nach Verhandlungen). Die anderen waren angeblich ausgebucht.
Die Stadt macht einen reichen Eindruck - auch an der Peripherie. Es ist das Zentrum der Erdölindustrie Rumäniens. Früher wurde hier sogar nach Öl gebohrt. Der Abendspaziergang führt in ein riesiges Einkaufszentrum, das sich über zwei Blocks erstreckt. Die Läden haben bis 22:00 Uhr geöffnet. Überall sehe ich westliche Angebote: von der Mangelwirtschaft direkt in den Konsumrausch ! Mit einem Stück Schwarzwälder-Kirsch-Torte kehre ich zurück zum Hotel, um das Abendessen zu kochen und mit einem fürstlichen Nachtisch zu krönen.
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