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13. Tag: Graz: Dom (0 km)
Sa, 15.08.2020


Das Hochfest "Mariä Himmelfahrt" wird hier mit einer Konzertmesse von Wolfgang Amadeus Mozart im Dom gefeiert. Also breche ich zum Fußmarsch zum Dom auf – diesmal „angemessen“ bekleidet mit langer Hose und Hemd. In der Nacht hat es wieder geregnet, der Boden ist nass, der Himmel verhangen. Es nieselt, als ich am Dom ankomme. Dort gibt es (fast) keine Corona-Schutzmaßnahmen mehr. Jeder Besucher sucht sich einen Platz in den Kirchenbänken – ohne Registrierung oder Platzzuweisung. Abstand ist Glückssache. In den Bänken ziehen alle ihre Gesichtsmasken ab, obwohl mehr als kräftig gesungen wird. Beim Kommuniongang gibt es keinen Sicherheitsabstand, keinen Mundschutz - auch nicht beim Priester. Er desinfiziert sich lediglich vorher und hinterher die Hände.

Domchor und Orchester schmettern die Messe in allen Teilen – auch das Credo – ein Konzert mit Gottesdienst. Während der Predigt über den Besuch Marias bei Elisabeth lässt der Pfarrer durchblicken, dass er in München beim „Joseph“ (Ratzinger) studiert hat. Vom Grazer Bischof ist nichts zu sehen.

Nach der Rückkehr in die Wohnung – inzwischen scheint wieder die Sonne – gibt’s ein ausführliches Mittagessen. Mein afrikanischer Nachbar lässt heute dauerhaft afroamerikanische Musik bei offener Tür und offenem Fenster laufen.

Am Nachmittag breche ich nochmals zum Bahnhof auf. Es gibt einen sehr schnellen Fußweg direkt hinter der Schallschutzmauer der Bahn zum Bahnsteig 1. Ich informiere mich über die Zugverbindung nach Semmering für morgen. Von dort möchte ich Teile des Bahnwanderwegs am Semmering-Pass laufen.

Heute wende ich mich nochmal der Stadt Graz zu. Der nördliche Bereich – der Bezirk heißt Lend – war früher die Arbeitersiedlung. Heute wird er dominiert von mehr oder weniger gelungenen Wohnblöcken. Es gibt zum Teil Durchgänge für Fußgänger über die Parkplätze auf der Rückseite. Das „Institut für seelische Gesundheit“ hat hier ein Büro. Man kümmert sich auch um Leute, die nach der Arbeitslosigkeit wieder ins Berufsleben einsteigenwollen. Von mehreren grausam gestalteten Wohnblöcken für Studenten verabschiedet man sich bereits, sie werden geschlossen. Zur Innenstadt hin lebt das Viertel vom Lend-Platz, wo an jedem (!) Werktag-Vormittag ein Markt stattfindet.

Ich kehre zurück mit vielen Eindrücken von der Rückseite der schönen Altstadt. Immerhin sind überall Initiativen sichtbar, preiswerten Wohnraum zu schaffen und die Einwohner zu unterstützen bei der Umstellung ihres Lebensplans.


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