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11. Tag: Graz - Premstätten - Wildon (60 km)
Do, 13.08.2020


Der Skulpturenpark im Süden von Graz bei Premstätten ist heute mein Ziel. Auf der Radkarte von Graz finde ich die Radroute HR9 längs der Bahnstrecke. Sie startet direkt an der Bahnunterführung zur Ungerstraße. Anfangs durchquere ich noch etwas umständlich ein Gewerbegebiet. Dann beginnt ein schnurgerade asphaltiertes Band entlang der Bahnlinie nach Süden. Über die zahlreichen Bahnunterführungen für die Straßen sind eigene Radbrücken installiert, die ein gefahrloses und schnelles Überqueren ermöglichen.

Nach kurzer Zeit erreiche ich so den Bahnhof zum Flughafen Graz. Ein kurzer Weg (ca. 500 m) trennt diese Bahnstation von dem riesigen Flughafengebäude. Es ist vor wenigen Jahren erst modernisiert und verdoppelt worden. Heute und morgen starten gerade mal zwei Flieger nach Frankfurt (Lufthansa) und Wien. Auf der Startbahn tummeln sich jede Menge Privat-Jets.

M weiteren Verlauf um rundet der HR9 die Flughafenanlagen südlich. Man landet an den Baggerseen des „Schwarzlsees“. Nur schwer ist die Einfahrt zum Skulpturenpark aus dieser Fahrtrichtung zu finden. Durch ein schweres eisernes Schiebetor erreiche ich den sehr gepflegten Park mit Seerosenteich und eben den teils haushohen Kunstobjekten. Die Verfremdung üblicher Gegenstände (Auto, Flugzeug, Haus, Maschine,…) ist das häufigste Thema. Am Seerosenteich gönne ich mir eine ausführliche Mittagspause. Zwei Generationen des Entennachwuchses bevölkern das Wasser.

Es bleibt noch Zeit, weiter nach Süden vorzudringen. Über Premstätten und Wundschuh gelange ich nach Weitendorf. Vielfach lassen sich über mehrere Kilometer alte Ortsverbindungsstraßen ohne Ausschilderung als Radroute nutzen. Hier ist Intuition gefragt, bzw. Nachfragen bei den Einheimischen. Zuletzt lande ich doch wieder in Wildon, diesmal nicht im Stadtzentrum sondern am sehr gepflegten Badesee. Von hier aus nutze ich den am letzten Dienstag nicht gefundenen Teil des Mur-Radwegs R2 bis zum stillgelegten Kraftwerk Werndorf. Die Umleitung über die Bundesstraße ist nur kurz – dann finde ich wieder den Zugang zum R2.

Das Wetter nimmt zu an Hitze und Schwüle. Vor einer Kapelle in Kalsdorf lege ich nochmals eine Erholungspause ein. Dann sind es immer noch 24 km bis Graz ! Am Horizont zieht sich der Himmel bedrohlich zu. Über Graz ist es bereits dunkel , als ob es dort regnet. Ich schalte auf meine gleichmäßigen Fahr-Rhythmus, gelange so zu den Vororten von Graz. Der leichte Nieselregen verstärkt sich zu einem mittleren Schauer. Am Weg finde ich eine neue, überdachte Radbrücke über die Mur – mehrere Radler stehen hier bereits im Trockenen. Ich ahne, dass dies nur das Vorspiel für ein heftiges Gewitter ist, starte wieder im nachlassenden Regen.

Im Innenstadtbereich von Graz sind die Straßen überraschenderweise noch trocken. Plötzlich fegt ein kalter heftiger wind durch die Straßen. Jetzt geht‘s los – denke ich. Die letzten 5 Minuten sind dann ein Wettlauf mit dem Wetter. Zwei Ampeln kosten wertvolle Minuten. Ich erreiche die Ungerstraße, als der Regen einsetzt. Die Haustür Nr. 46 ist kaum hinter mir zugefallen, als ein apokalyptischer Regen- du Hagelschauer niederprasselt – etwa so wie am letzten Dienstag. Türen und Fenster knallen im Haus. Der Zugang zur Wohnung wird durch den Sturm heftig zugedrückt. Ich warte das Schauspiel ab, bis Sturm und Hagel nachlassen. Dann kann ich über den Zugangsbalkon schnell wieder in die Wohnung huschen. Noch mindestens eine Stunde tobt das Gewitter über Graz.


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