Liebe Leser,
ich bin schon wieder in einem Internet-Cafe. In jeder Kleinstadt gibt es
gleich mehrere. Die Stunde kostet umgerechnet nur 1.60 DM. Telefonieren ist
weit teurer. Also nutze ich die neuen Medien.
Die Methode, früh zu starten, hat sich auch heute bewährt. Die rund 50 km
sind heute etwas bergiger, durch eine grüne, zum Teil bewaldete Landschaft,
mit Korkeichen usw. Dabei begegnen mir fast biblische Bilder: Männer in
langen sackleinenen Umhängen, die einen Esel mit zwei Lastkörben vor sich her
treiben, Schaf- und Ziegenhirten, Bauern, die mit dem Ochsengespann und einem
Holzpflug den Acker bestellen, der Sämann, der im Schwungwurf die Samen
ausbringt....
Das steht in maximalem Kontrast zu den gigantisdchen Straßenbaumaschinen,
die unmittelbar daneben die Autobahn von Rabat nach Tanger verlängern. Dort
arbeiten die modernsten Giganten von Caterpillar, während der Bauer nicht mal
einen Traktor besitzt..
Im übrigen scheint die Autobahn so gut wie niemand zu brauchen. Die
bestehende Staatsstraße ist gut ausgebaut und durchaus nicht überlastet.
Fernverkehr gibt es so gut wie nicht, da offenbar die Fracht über Casablanca
verschifft wird. Touristen fahren nicht über die Straßen, sondern fliegen direkt
zum Ferienort. Die Straße ist minutenlang völlig leer. Parallel dazu wird
jetzt für viel Geld eine vierspurige Autobahn gebaut.
Der Zielort Larache besitzt eine geschlossene Altstadt, wie Asilah, aber
lange nicht so gepflegt. Sie grenzt zum Hafen hin an eine Müllhalde. Der Basar
auf dem langestreckten Hauptplatz ist aber sehenswert. Der Fischereihafen
wird von der Polizei bewacht. Fotografieren ist nicht erlaubt. Vielleicht liegt
das an der großzügigen Auslegung von Hygiene und Kühlung bei den
frisch gefangenen Fischen. Eis in den Fischkisten habe ich nirgends beobachtet.
Zweiter Anziehungspunkt ist die 5 km entfernte punische Ruinenstadt Lixus.
Allerdings sind nur noch Grundmauern von der Vorgängerstadt erhalten.
Ich bin wieder in einem schoenen älteren Hotel gelandet, direkt an der
Avenida gegenüber der Altstadt für umgerechnet ganze 10 DM. Bei diesen Preisen
muss ich nicht lange nach der JH suchen. Diese hätte in Tanger allerdings
nur 6 DM gekostet (im offenen Schlafsaal ohne Schrank und Schließfach). Morgen
folgt eine größere Etappe nach Kenitra, wenn die "Wegelagerer" das
zulassen.
Grüße aus Larache am Atlantik bei milden 24 Grad und bewölktem Himmel
Joachim Heidinger
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