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1. Tag: Böhl-Iggelheim - Zagreb (Bahnreise)
Fr, 22.03.2013


Am Abend vorher nehme ich noch an einer politischen Veranstaltung der SPD zum Hochwasserschutz in Böhl-Iggelheim teil. Erst um 22:00 Uhr beginnt das Packen der Taschen - es dauert wie immer 2 Stunden.

Schon früh um 6:00 Uhr beginnt der Reisetag: letzte Details am Reisegepäck werden korrigiert. Den Reisepass nehme ich nicht mit - bei der letzten Kroatienreise genügte der Personalausweis. Frühstück und Proviant müssen gerichtet werden. Gegen 8:30 Uhr ist das Rad bepackt - ich kann zum Bahnhof aufbrechen. Diesmal habe ich weniger Gepäck als im Sommer: vieles nehme ich nur einfach mit.

Schon fast am Bahnhof bemerke ich, dass ich das Fahrradschloss vergessen habe. Also fahre ich die 2 km wieder zurück, nehme das Ringschloss vom Alltagsfahrrad ab und eile wieder zum Bahnhof Böhl. Um 8:00 Uhr öffnet der Penny am Bahnhof: Zwei Äpfel ergänzen den Reiseproviant.

Um 8:15 Uhr fährt die S-Bahn nach Heidelberg. Ausgerechnet heute werden auf dieser Strecke wegen Bauarbeiten einige Züge gestrichen - zum Beispiel die S-Bahn eine halbe Stunde früher. Die Umsteigezeit in Heidelberg ist aber reichlich. Vor allem brauche ich nicht den Bahnsteig zu wechseln.

Der EC "Mimara" fährt von Frankfurt nach Klagenfurt mit zwei Kurswagen nach Zagreb. Es sind ausschließlich österreichische Wagen. Die Großraumwagen 2. Klasse haben an jedem Einstiegsende ein kleines Abteil für je ein Fahrrad eingebaut. Das war wohl vorher für große Gepäckstücke gedacht. Diese finden jetzt keinen Platz mehr.

Ich wuchte das bepackte Rad durch die schmale Tür des EC-Wagens. Drinnen muss ich erst abladen, um das Rad senkrecht am Hinterrad an einen Haken hängen zu können. So lange ist der Eingang blockiert. Ein schmaler Fenstersitz gegenüber vom Rad ist mein reservierter Platz. Nun kann ich die Fahrt genießen.

Kurz nach Bruchsal biegt der Zug auf die Schnellfahrstrecke nach Stuttgart ab. Mit 200 km/h geht es durch die badische Landschaft. Bei der Einfahrt in Stuttgart schlängelt sich der Zug ächzend über die Weiche, auf der vor geraumer Zeit ein IC entgleist ist. Da zwei österreichische Taurus-Lokomotiven an beiden Enden des Zuges mitfahren dauert das Wendemanöver im Sackbahnhof nur 2 Minuten. Das beweist, dass ein unterirdischer Durchgangsbahnhof keinen zeitlichen Nutzen bringt, wenn man das Gleisvorfeld des Stuttgarter Sackbahnhofs modernisieren würde.

Am Albaufstieg hinter Geislingen haben die beiden Taurus-Loks keine Probleme. Ein junger Vater mit 10-monatigem Baby gesellt sich dazu, weil er keinen Platz für seinen Kinderwagen findet. Er füttert und wickelt den Buben routiniert. In München steigt er aus, fährt weiter nach Landshut.

Ein Taurus bleibt in München zurück, übernimmt den Gegenzug, der uns am Chiemsee begegnet. Ich wechsle meinen engen Sitz im Kurswagen gegen ein fast leeres Abteil im Nachbarwagen. Dort sitzt ein junger Student aus Berlin, der seinen Freund in Lubljana besucht. Die Hin- und Rückfahrkarte kostet ihn nur 140 Euro. Die Zugfahrt ist schneller als ein Flug, weil es keine umsteigefreie Flugverbindung von Berlin nach Lubljana gibt. Entweder in Wien oder in Istanbul (!) muss man umsteigen.

Die Fahrt von Salzburg nah Villach verläuft auf der Route, die ich vor 5 Jahren mit dem Rad gefahren bin - Erinnerungen werden wach. Wieder scheint die Sonne, Schneereste liegen nur noch an den Nordhängen. In Badgastein sind die Skilifte noch in Betrieb.

In Villach werden die beiden Kurswagen abgehängt. Sie fahren jetzt allein weiter mit einer slowenischen Taurus-Lok. Gemächlich schaukeln die Wagen durch den Karawankentunnel, lang ist der Aufenthalt in Jesenice. Hier liegt noch mehr Schnee als in Österreich. Der Schnee hört erst in Lubljana auf.

Zwei neuseeländische Rucksacktouristen steigen in Villach zu. Sie reisen seit 10 Monaten durch die Welt. Ihre Europareise mit dem pauschalen Bahn-Ticket endet in zwei Wochen. Bis dahin wollen sie durch die Türkei reisen. Ihr Ziel ist Jordanien und schließlich Ägypten.

In Lubljana wechselt die Mitfahrergemeinschaft komplett. Nur wenige fahren die ganze Strecke von Deutschland bis Zagreb. Es ist längst dunkel, als wir den Grenzbahnhof nach Kroatien erreichen. Langwierig werden hier die Pässe kontrolliert und gestempelt. Ich hoffe, dass mein Personalausweis ausreicht. Tatsächlich genügt der Beamtin ein prüfender Blick, der vor allem der Echtheit der Karte gilt.

Kurz vor 21:00 Uhr bin ich am Ziel. Nach dem Wiederbeladen des Fahrrades ist es nur eine kurze Fahrt vom Bahnhof zur Jugendherberge. Die Umgebung macht einen sanierungsbedürftigen Eindruck. Diese Sanierung ist wohl beim JH-Haus geschehen. Im Sechserzimmer sind wir zu dritt: ein Japaner und ein junger Franzose, der von Nordfrankreich in vier Wochen mit dem Rad bis Zagreb gefahren ist. Dabei traf er genau auf die Schneekatastrophe in Ungarn vor zwei Wochen. Er will noch bis Bosnien, wo er für zweieinhalb Monate bei einer Hilfsorganisation arbeitet.


 

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