Mailbericht Australienreise


Hier finden sich kurze Reiseberichte, die schon während der Reise hier veröffentlicht werden.
Der neueste Bericht befindet sich ganz unten.

Aktuelle Bilder gibt es in der Gallerie.


Abflug in Frankfurt 15 Nov
Hallo aus Frankfurt,

Wieder einmal stehe ich im SAMSUNG E-Center.
Mein Gepäck ist abgegeben: Der große Rucksack mit Schlafsack und Zelt und die alten Fahrradtaschen mit der Ausrüstung für die Radtour.
Das Fahrrad geht diesmal nicht mit. Ich werde in Melbourne ein neues kaufen - wie bei meiner USA-Tour in Seattle.
Zusätzliche Schwierigkeit ist diesmal das Verbot, Flüssigkeiten mit an Bord zu nehmen. So muss ich die 1,5 l -Flasche vor der Handgepäckkontrolle leertrinken : Aktion "Kamel".
Für einen Tag bleibe ich in Kuala-Lumpur, der Malayischen Hauptstadt im Hotel Radius International. Wie man dort hin kommt, habe ich gestern noch im Internet recherchiert: Es gibt eine Flughafenschnellbahn ins Zentrum und dort eine "Monorail" die Innenstadt erschließt.

Viele Grüße

Joachim

Kuala Lumpur (KL) 17 Nov
Hallo,

nach 11 Stunden Flug und 7 Stunden Zeitverschiebung landet der Flug MH 0005 der Malaysian Airlines in der Malayischen Hauptstadt Kuala Lumpur.
Die Nacht im Flugzeug ist einigermassen erträglich, weil ich auf einem Platz ohne Vorderreihe sitze, also die Beine ausstrecken kann. Mein Nachbar fliegt nach Perth zum Surfen. Er bleibt bis Mitte März !

Im hochmodernen neuen Flughafengebäude kann ich noch vor dem Ausgang Geld wechseln - 1 Euro sind 4,5 malayische Ringgit - und die Fahrkarte für die neue Schnellbahn in die Innenstadt erwerben. Mit Einreisestempel im Pass ohne Gepäckkontrolle bin ich sofort im unterirdischen Bahnhof. Alle 20 Minuten fährt ein Zug. Für die etwa 50 km braucht er 28 Minuten.

Aus dem Zugfenster sehe ich, dass der Flughafen rings umgeben ist von einer palmenbewachsenen Sumpflandschaft. Es ist hier schwül heiss - ca 30 Grad Celsius. KL liegt ja auch fast am äquator.

Am Endbahnhof in der Innenstadt werde ich von einem freundlichen "Porter" zum Gepäckaufbewahrungsschalter "Left Baggage" geleitet. Die Fahrradtasche bleibt hier.

Mit der "Monorail" - einer aufgeständerten Gummistrassenbahn - komme ich ins Hotelviertel. Dank eines Innenstadtplans aus dem Internet finde ich sofort mein Hotel, das "Radius International".

Es ist jetzt erst 08:30, das Zimmer kann ich aber erst um 14:00 Uhr belegen. So lasse ich mein Gepäck im Hotel und starte zu einer ersten Stadterkundung - natürlich zu den "Petronas Towers". Der Weg dorthin ist zwar kurz aber unübersichtlich. Die Verkehrswege sind - fast amerikanisch - vor allem für Autofahrer günstig. Dennoch haben sich Fussgängerschleichwege entwickelt, zum Teil über Privatparkplätze und durch Hotellobies.

Das KLCC - dort stehen die für kurze Zeit höchsten Wlkenkratzer der Welt - ist zunächst ein riesiges Einkaufszentrum. Schon morgens werden warme Speisen angeboten. Die Läden öffnen einheitlich von 10:00 bis 22:00 Uhr. Vor dem Zentrum ist ein gepflegter Park angelegt - mit vielen Kinderspielmöglichkeiten.

Der Rückweg gegen Mittag bringt eine überraschung. Entlang der Nebenstrassen haben sich - mitten im Geschäftsviertel - über hundert Garküchen angesiedelt. Zum Teil bestehen sie nur aus dem Beiwagen eines Mopeds ! Dort werden vor Ort - mit Gas oder Petroleumbrenner - chinesische, malayische, indische Speisen im Wok gedünstet und frisch an die Wartenden ausgegeben. Die Bürokleidung kontrastiert stark mit den primitiven Küchen. Das Geschirr ist grundsätzlich aus Plastik und wird in grossen Schüsseln am Boden gespült. Eine unbeschreibliche Brühe aus Essensresten, Spülwasser ergiesst sich in die Strassengräben, die grösstenteils offen auch die Innenstadtstrassen entwässern...

Wieder im Hotel hole ich einen Teil des Schlafdefizits nach. Von 14:00 bis 18:00 Uhr geniese ich eine ausführliche Dusche und die Ruhe in einem klimatisiertes Doppelzimmer.

Am Abend gibt es ein Tropengewitter. Warmer Sprüregen erhöht die Luftfeuchtigkeit auf 100%. Es bleibt warm (etwa 30 Grad Celsius). Da es inzwischen übergangslos dunkel geworden ist, verliere ich mich im grössten Shopping-Center der Stadt "Times Square". Dort ist ein kompletter Kirmesplatz im Innern auf mehreren Etagen aufgebaut. Zwischen allen Attraktionen rast eine gigantische Achterbahn - mit zwei Loopings - hindurch.

Das hiesige IMAX bringt heute - zum weltweiten Filmstart "Casino Royal" den neuen James Bond. Für nur 15 RM (= 2 Euro) erlebe ich die Stuntszenen auf der gigantischen IMAX-Leinwand. Der Fim ist aber insgesamt sehr viel persönlicher als die bisherigen - keine reine Technikschlacht. In der Lokalzeitung heute morgen wird der Film auch eher mit den frühen Sean-Connery-Filmen verglichen. Trotz englischer Sprache gibt es Untertitel in Malayisch und Chinesisch. Da jeder sein Handy mitnehmen und anlassen darf, werden wahrscheinlich hier die abgefilmten Raubkopien der Filme erzeugt, die man dann im Internet findet.

Das Frühstück heute Morgen ist ein gigantisches Buffet - mit europäischen, englischen, aber auch asiatischen Zutaten. So kann ich zwischen Croissant, Baked Beans und Hühnchen mit Reis wählen.

Heute Abend geht die Maschine nach Melbourne erst um 21:30 Uhr. So kann ich noch einen Stadtspaziergang vorausschicken. Die TM (Telekom Malaysia) stellt in ihrem Stadtbüro kostenlose Internetrechner zur Verfügung - also eine gute Gelegenheit für diesen ausführlichen Reisebericht aus KL.

Viele Grüsse

Joachim

Melbourne 20 Nov
Hallo,

erste Grüsse sende ich nun aus dem sonnigen Australien. Hier ist der Himmel etwas bewölkt, die Temperaturen liegen tagsüber aber bei 30 Grad, abends wird es noch etwas kühler.

Mein Abflug aus Kuala Lumpur verläuft fast genauso reibungslos wie die Ankunft. Mit Monorail aus der Innenstadt und Flughafen-Express zum Airport komme ich trotz Rush Hour schnell und pünktlich durch den Verkehr. Auf der Flughafen-Autobahn herrscht der übliche Verkehrsstau.

Eine unangenehnme überraschung erlebe ich beim Check-In: Auf meinem Flugschein sind nur 20 kg Freigepäck vermerkt. Ich habe aber wieder 30 kg dabei. Nach einigem Hin und Her einigen wir uns darauf, dass ich das Zelt vom Rucksack abnehme und mit ins Handgepäck nehme. So komme ich um die sonst fälligen Gebühren von 25 Euro herum.

Der siebenstündige Flug nach Melbourne verläuft überraschend kurzweilig: Erst um 23:00 Uhr gibt es ein warmes Abendessen. Dann schaue ich mir den neuen PIXAR-Film "Toy Story II" an. Nach kurzer Ruhepause gibt es schon wieder Frühstück.

In Melbourne erwarten mich dann nochmal strenge Quarantäne-Kontrollen. Das gesamte Reisegepäck wird nochmals gescannt, um unerlaubte Lebensmittel zu entdecken. Ich gebe vorsichtshalber gleich meine Suppenwürfel an, reihe mich also geduldig in die Schlange ein, die zur Gepäckkontrolle muss. Nach kurzem Blick auf die Packung kann ich alles wieder einpacken. Das restliche Gepäck wird nun nicht mal mehr gescannt.

Vom Flughafen bringt meich der recht teure Skybus (15 $) in die City. Allerdings ist im Preis dann noch der Transfer zu den jeweiligen Hotels bzw. der Jugendherberge enthalten. Um 09:00 Uhr kann ich mich anmelden, meine Vorbuchung per Internet war erfolgreich. Allerdings muss ich bis 12:00 Uhr noch auf das Zimmer warten. In der Selbstkocherküche finde ich in den Resten der bereits abgereisten Gäste eine Packung Curry-Nudeln. So gibt es gleich ein warmes Mittagessen.
Nach einer schönen Dusche um 12:00 Uhr brauche ist erst einmal etwas Schlaf. Erst gegen 16:00 Uhr mache ich mich auf den Weg in die Lygon-Street. Dort soll es nach Auskunft der JH einen Fahrradhändler geben. Tatsächlich verkauft der Trecking-Räder - aber für etwa 500 $. Im Hinterzimmer finden sich jedoch zwei gute gebrauchte, die ich zum halben Preis haben könnte. Den Preis muss aber der "Chef" festlegen und der kommt erst am Dienstag wieder.

Bei Vodafone entdecke ich ein günstiges Prepaid Mobile Phone für 79 $. Die Tarife sind jedoch extrem undurchsichtig. Ich lasse mir Bedenkzeit. Eine Safeway stattet mich mit den nötigen Grundnahrungsmitteln aus. Auf dem Rückweg finde ich beim Chinesen eine Telefonkarte für 8$, mit der ich über 11 Stunden vom Festnetz nach Deutschland telefonieren kann. Das wird abends gleich ausprobiert. Leider muss vorher aber 50 ct für ein Ortsgespräch eingeworfen werden. Die sind verloren, wenn der Vermittlungs-Computer gerade besetzt meldet.

Der Sonntag beginnt mit einem katholischen Gottesdienst in der benachbarten St Mary's Church. Der neugotische Bau wird gerade aufwändig renoviert. Zur Fertigstellung in zwei Jahren hofft man auf einen Besuch des Paptes, der dann sowieso nach Australien reist.

Mit einen Sunday Saver Ticket für nur 2.50$ kann ich den ganzen Tag den öffentlichen Nahverkehr im Grossraum Melbourne nutzen. Zuerst bringt mich die Strassenbahn wieder zum Vodafone-Händler in er Lygon-Street. Eine junge Dame erläutert mir Handyneuling mit viel Geduld die Funktionen des Nokia-Geräts, setzt die SIM-Karte ein und schaltet das Guthaben frei. Für insgesamt 99 $ kann ich jetzt etwa 30 Min telefonieren, aber vor allem auch angerufen werden.

Die Linie 16 bringt mich jetzt von der Melbourne University in den Badeort St Kilda in der St Phillip's Bucht. Dort ist Künstlermarkt an der Promenade. An der viktorianischen Pier fährt die Fähre zur gegenüberliegen Williamstown. Von dort bringt mich die CONNEX-S-Bahn zuerück nach Melbourne.

Als Bahn-Freak lege ich nun noch eine längere Fahrt nach Lilydale in die ländliche Umgebung drauf. Leider wird heute ein Teil der Strecke durch Busersatzverkehr betrieben, sodass ich erst um 10:00 Uhr zurück bin. Mit Ausprobieren der Handy-Funktionen - es lässt sich auch als UKW-Radio nutzen - wird es leider sehr spät.

Heute Morgen nach dem Frühstück verläuft der Handy-Test erfolgreich. Auch von zu Hause bin ich jetzt erreichbar.
Es erschien unglaublich, was ich gestern aus dem Zugfenster gesehen habe: Drei ALDI-Filialen in Australien !!! Ich kann nicht umhin, die in der Viktoria-Street aufzusuchen. Die gleiche Ausstattung, ein ähnliches Angebot, der gleiche Geruch. Ich erfahre, dass ALDI flächendeckend in Victoria, Queensland und im Raum Sydney vertreten ist. Die Preise - vor allem für Getränke - sind nochmals kleiner als im Safeway. Auch Obst bekomme ich hier zu vernünftigen Preisen. In den australischen Supermärkten gibt es nichts unter 5 $ pro Kilo, Bananen (aus australischer Produktion) kosten 12 $ das Kilo !!! Hier kostet das 1.5 kg-Netz Orangen 99ct. Ausserdem gibt es das komplette deutsche Weihnachtsangebot, inclusive Persipan-Stollen.

Im Augenblick sitze ich in der Staatsbibliothek von Victoria, in der man - wie in USA - das Internet ohne Zeitlimit kostenlos nutzen kann. Deshalb ist der Reisebericht diesmal so ausführlich.

Viele Grüsse aus Melbourne

Joachim

Bilder aus Melbourne Melbourne | von Melbourne nach Williamstown 22 Nov
Hallo, nochmal aus Melbourne,

die defekte Spiegelreflex-Kamera veranlasst mich zu einigen Aktionen.
Zuerst habe ich sie bei einem Fotofachhändler zur "Inspektion" gegeben. Der hat sich sowieso gewundert, wieso sie schon 30 Jahre ohne Wartung funktioniert hat...
Da dies über eine Woche dauert, beginne ich meine Australienreise mit einer Rad -Rundfahrt durch West-Victoria. Dazu starte ich morgen mit dem Zug nach Stawell am National-Park "The Grampians" und fahre von dort hinunter zur "Great Ocean Road", die allseits als besonders attraktiv beschrieben wird. Das wird etwa eine Woche dauern...
Diese Tour ist gleichzeitig ein Test für mein neues Fahrrad. Notfalls kann ich es gleich beim Händler, wo ich es gekauft habe, warten lassen.

Aus Anlass der defekten Spiegelreflex-Kamera habe ich mir eine günstige Digi-Cam geleistet "Canon Power Shot 430" mit allerlei hervorragenden Eigenschaften für 189 $ (= 120 Euro). Die ersten Bilder sollten nun heute in der State Library hochgeladen werden. Dazu habe ich das USB-Kabel mit dem PC verbunden. Der automatisch gestartete Canon Wizard kopiert die Bilder auch brav auf die Festplatte. Nur darauf habe ich dann aus Sicherheitsgründen keinen Zugriff.

Ein lieber Nachbar (japanischer Student) hat dann mit Hilfe seines Card-Readers meine SD-Karte auf seine Speicher-Karte kopiert, von der dann der Zugriff möglich ist.

So sind nun erstmals Reisebilder schon vor meiner Ankunft Online, wenn Christoph Zeit findet, sie auf unseren Server zu kopieren.

Heute werde ich noch mit dem Fahrrad das Railway-Museum in Williamsburg besuchen, an dem ich am Sonntag mit dem Zug aus Zeitgründen noch vorbeigefahren bin.

Viele Grüsse

Joachim

Durch die "Grampians" Grampians | Warrnambool 27 Nov
Hallo,

nun habe ich wieder die Möglichkeit, in einer öffentlichen Bibliothek kostenlos zu mailen...

Meine ersten Raderfahrungen habe ich jetzt hinter mir.
Die Weite des Landes erinnert an Argentinien. Die Landschaft hier im Südwesten von Victoria an eine Mischung aus englischen Parks und Allgäuer Viehweiden. Nur alles viel trockener.
Die Strassen sind fantastisch, insbesondere die C-Roads sind ideal zum Radfahren: sehr guter Belag, fast kein Verkehr, weiträumige Verbindungen. Beim überholen sind die wenigen PKWs meist sehr grosszügig, wenn nicht gerade ausgerechnet Gegenverkehr zusammentrifft.

Meine Route führt zuerst mit der Bahn nach Ararat. Dort hört der Personenverkehr auf, obwohl die Strecke gut befahrbar weiter führt. Die ersten 30 km bis Stawell muss ich daher auf der A8, der Hauptstrasse nach Adelaide zubringen. Zum Glück gibt es einen breiten asphaltierten Seitenstreifen, um den Road-Trains ausweichen zu können.
Die erste Nacht im Zelt dort ist sehr angenehm. Es wird kühl über Nacht, sodass ich den DaunenSchlafsack nutzen muss. Der Weg von hier zum Nationalpark "Grampians" führt durch gelb dürre Weidelandschaft mit malerischen grossen Bäumen darin. Viel Viehwirtschaft gibt es hier.
Zwei Besonderheiten: Einer hat einfach einen Weinberg in das Buschland gepflanzt, ein anderer ein Lavendelfeld, das jetzt gerde blüht.

In Halls Gap gibt es eine JH, in der ich wieder Platz gefunden habe. Am Nachmittag erklimme ich noch den Reeds LookOut. Von dort hat man einen weiten Blick über die bewaldeten Berge. Leider hat ein grosses Wild Fire im Januar viel Vegetation zerstört. Ein Teil der Bäume schlägt aber trotzdem schon wieder aus.

Die Tour bis Dunkeld am Südrand der Grampians hat keine weiteren HighLights. Am Abend wieder auf einem CampGround.

Die gestrige Tour war nun eine echte Herausforderung: 93 km bis nach Port Fairy an der Südküste - aber gegen einen andauernden Gegenwind. Nur durch Selbstüberlistung: festgelegte Pause nach 3 Stunden, dann nach 2 Stunden, schliesslich nach einer Stunde halte ich durch.
Abends bin ich in einer viktorianischen Villa, die jetzt als JH dient. Eine deutsche Reisegruppe, die eine geführte BusTour unternimmt, belegt einen Teil der übrigen Betten. Am Abend stehen alle in der Küche, um ein grosses Abendessen zuzubereiten.

Heute ist der Weg nur kurz: 29 km bis Warrnambool. Der schöne Küsten- und Badeort lädt zur Besichtigung ein. Untergekomen bin ich in einem privaten BackpackerHotel, das im Prinzip wie eine JH funktioniert.

Viele Grüsse (ich habe nur eine halbe Stunde Internetzeit)

Joachim

Great Ocean Road Bilder 4 Dec
Hallo wieder aus Melbourne,

die erste zwei-wöchige Rundfahrt ist nun abgeschlossen. Seit gestern bin ich wieder im YHA Metro in Melbourne. Das letzte (!) Bett habe ich um 17:00 Uhr ergattert. Eine grosse Gruppe von Volleyball-Schülern aus Adelaide belegt hier viele YHA-Betten.
Mein letzter Bericht aus Warrnambool war ja nur kurz, weil die dortige Bibliothek mir nur 30 min Internetzeit zugestand. Hier in Melbourne in der Victoria State Library gibt es keine Einschränkungen.

Warrnambool liegt am Eingang der felsigen Klippenküste, die durch die "Great Ocean Road" erschlossen wird. Der Ort selbst besitzt eine sehr lange Badebucht, jeweils vor natürlichen Dünen. Diese werden von der Verwaltung gepflegt und - um touristische Zerstörung vorzubeugen - durch einen wunderschön angelegten Rad- und Fussweg mit festgelegten Strandzugängen erschlossen. Diesen befahre ich am Abend meines Aufenthaltstages.
Ein umfangreicher Einkauf im ALDI-Store versorgt mich auch mit einer Flasche australischen Weins. Da ich diesen am nächsten Morgen nicht mitnehmen kann, lade ich spontan ein älteres Ehepaar, das mit mir in der Küche des Backpacker-Hauses gerade Essen kocht, zum Glas Wein ein.
Wie der Zufall es will, wollen sie in den nächsten Tagen genau die gleiche Route wie ich mit den Rad nehmen. Auch sie halten sich an die Beschreibung des "Lonely Planet" Cycling Australia. Wir sehen uns also jeden Abend wieder in den entsprechenden Unterkünften. Beide sind aus Neuseeland und schon in Rente. Inzwischen haben wir auch unsere Emailadressen ausgetauscht.

Die erste Etappe führt von Warrnambool nah Port Campbell. Zunächst geht es - bei zunehmendem Gegenwind - wider über das flache Land. Bei Allansford steht eine riesige Käsefabrik, die den hiesigen Einheitskäse produziert nur mit verschiedenen Beimischungen (Kräuter, Chili,...). Mittagspause ist an einer einspurigen Nebenstrasse oberhalb einer idyllischen Bucht. Selbst hier sind Picknicktische und öffentliche Toiletten vorbereitet.
Höhepunkte sind die Ausichtspunkte bei "Bay of Islands", "The Grotto " und "The Arch". Das Meer frisst sich hier jedes Jahr um durchschnittlich 2 cm in die 50 m bis 100 m hohe Steilküste. Dabe entstehen tief eingeschnittene Buchten, einzeln im Meer stehen bleibende über 50 m hohe Felsreste und Felsbögen. Das alles wird beim heftigen Wind von einer gigantischen Brandung umspült.
Zu jedem dieser Attraktionen sind gut ausgebaute Zugänge und LookOuts geschaffen, die das freie Umhertrampeln der Touristen verhindern soll - alles kostenlos incl. der Parkplätze. Es beeindruckt jedesmal wieder, wie mächtig hier Land und Wasser miteinander kämpfen. Der ansonsten widrige Wind erhöht hier den Reiz des Naturschauspiels. In Port Campbell komme ich in der ehemaligen JH unter, die jetzt der hiesigen Lebensrettungsgesellschaft gehört. Meine neuseeländischen Mitfahrer winken von der Terrasse eines BackpackerHotels.
Der nmächste Tag wird noch windiger. Auf der Hochebene über den Klippen bläst mir kräftiger, kalter Wind ins Gesicht. Dafür sind die Felsformationen noch beeindruckender : "Loch Ard Gorge", "Twelve Apostels", der meistfotografierte Küstenabschnitt in Australien. Von den 12 Felsblöcken hat das Meer in den letzten Jahren bereits 6 umgelegt.
Ab Princetown empfiehlt die Radroute eine 11 km lange Schotterstrasse. Nach Rücksprache mit einem Radler, der gerade in umgekehrter Richtung gefahren ist, traue ich mich trotz schweren Gepäcks und der relativ schmalenm Trecking-Reife. Nur langsam, dafür aber steigungsfrei gelange ich über die wunderschöne, einsamee Talstrecke. Vieles erinnert an europäische Mittelgebirgslandschaften.
Im Anschluss folgt ein heftiger Aufstieg auf fast 600 m bis Lavers Hill. Grosse Abschnitte muss ich wegen des Gepäcks schieben. Oben gibt es ein Roadhouse, das "Cabins" und einen Zeltplatz vermietet. Es wird kalt in dieser Nacht, sodass ich froh um meinen Daunenschlafsack bin.
Am nächstem Morgen nieselt es ein wenig. Die folgende Strecke durch den "Otway National Park" hat an einigen Stellen Zugänge zum "Cold Rain Forest". Der Rundweg führt durch mannshohe Farnbäume und riesige alte "Myrtle Trees". Nach rasanter Abfahrt lande ich schon am frühen Nachmittag in Apolla Bay in der nagelneuen "Eco YHA", die sich dem architektonischen Luxusstil der hiesigen Ferienhäuser mit viel Glas und Dachterrassen anpasst.

Schon In Apollo Bay erfahre ich, dass die JH in Lorne von sogenannten "schoolies" belegt ist, das sind Schüler, die gerade ihren Abschluss hinter sich haben und jetzt zum Party-Feiern in die Ferienorte einfallen, bevor die eigentlichen Sommerferien beginnen.
Die Strecke wird jetzt sanfter, erinnert an Cote d'Azur oder italienische Riviera, allerdings mit weniger Verkehr und weit weniger Bebauung. Von den Capes sieht man die weiten sandigen Buchten, in den Flusstälern verstecken sich grosse Campingplatzanlagen.
In Lorne finde ich schliesslich Platz auf einem der grossen Familien-Campingplätze, die jetzt noch fast leer sind. Am Morgen weckt mich dementsprechen Kindergeschrei, das die jungen Eltern begleitet.
Die im Reiseführer geplante letzte Etappe zur Bahn nach Geelong wandle ich ab Torquay ab zu einer Fahrt mit der Fähre über den Eingang der Melbourne Bay von Queenscliff nach Sorrento. Der Wind hat sich inzwischen gedreht, sodass er meine Fahrt oft unterstützt, manchmal auch heftig von der Seite drückt. Am Bell's Beach sind die High Spead Surfer unterwegs. Zum erstenmal sehe ich wie Fallschirm-Surfen funktioniert. Der Surfer wird durch einen Lenkschirm gezogen, den er gleichzeitig zum Surfbrett dirigiert. Durch diesen erhält er nochmal wesentlich mehr Geschwindigkeit als durch ein normales Surf-Segel. Allerdings gehören schon akrobatische Fähigkeiten dazu, über eine entgegenkommende Welle zu springen und gleichzeitig den Schirm unter Kontrolle zu halten.
In Queenscliff erwische ich die letzte Fähre um 18:00 Uhr. Sie bringt mich in den Nobel-Ferienort Sorrento. Die dortige JH ist leider auch ausgebucht, sodass ich einen Campingplatz suche. Zwischen Uferstrasse und Strand sind auch viele solche Plätze eingerichtet, sie öffnen aber alle erst am 20. Dezember. An einer Stelle ist das Toilettengebäude (mit heisser Dusche) aber trotzdem schon geöffnet. Dort kann ich schliesslich kostenlos übernachten.
Morgens hört der englische Nieselregen leider fast nicht auf. Das Zelt muss nass eingepackt werden. In einem Sonnenloch, immer vor einer Wolke flüchtend, gelange ich trotzdem in den Grossraum Melborne. In Frankston beginnt die S-Bahn-Anbindung. Bei der Mittagspause komme ich mit einem Japanischlehrer ins Gespräch, der seit 13 Jahren in Australien lebt. Er erklärt mir das australische Schulsystem, das dem englischen nicht unähnlich ist. Auch hier spielen die (teuren) Private Schools eine besondere Rolle für dien reicheren Teil der Bevölkerung.
Die Nachmittagsroute an der Küste entlang verläuft entspannt. Unterwegs überholen mich immer wieder ältere Herren auf dem Rennrad. Zum Teil sprechen sie kurz im Vorbeifahren mit mir - vor allem über das viele Gepäck wundern sie sich.
Am Beginn des Bike-Trails von Melbourne versuche ich dorthin zu wechseln, An den harten Betonplattenkannten reisst nun leider doch noch eine Speiche am Hinterrad. Ich wechsle wieder auf die vierspurige Fahrbahn, muss nun aber morgen zuerst zur Radreparatur.
Nach der Zimmerbelegung in einem Achterschlafsaal mit chaotischer Unordnung fahre ich nochmal in die Stadt. Vor der "Hammer Hall" , dem grossen Konzerthaus der Stadt drängen sich viele Eltern mit ihren uniformierten Schulkindern: heute veranstaltet das katholische "Kevin's College" seinen Abschlussabend mit Ehrungen und Zeugnisausgabe. Als Ehrengast redet der Kardinal von Canberra, ehemals Bischof von Melbourne und natürlich auch ehemaliger Schüler des Kevin's College. Ich mogle mich unter die Eltern und erlebe eine beeindruckende Veranstaltung von Corporate Identity: Die Bühne ist dekoriert mit dem Schulwappen und dem Leitspruch "Omnia pro Deo", alle Schüler treten in Schuluniform auf. In jeder Klassenstufe werden hervorragende Schüler geehrt, zusätzlich der Jahrgangsbeste. In der Oberstufe (die hier übrigens bereits in der 10 Klasse beginnt)werden die besten in den jeweiligen Fächern geehrt. Bei der abschliessenden Zeugnisausgabe treten alle(!) Schüler und Lehrer nacheinander auf die Bühne.
Bei seiner Rede hebt der Schulleiter besonders die enge Verbindung zu den Ehemaligen hervor, die auch immer wieder unterstützend im Schulleben in Erscheinung treten. Heute Morgen schlägt der Versuch, meine alte Spiegelreflexkamera wieder abzuholen, leider fehl. Weil mich der Händler in dieser Woche nicht erreicht hat, ist die Reparatur nicht ausgeführt worden. Offenbar muss auch die Blendensteürung im Objektiv noch gereinigt werden. So wird es weiter bei digitalen Bildern von dieser Reise bleiben, und ich kann die Kamera dann in zwei Monaten, kurz vor meinem Abflug wieder abholen. Wahrscheinlich gäbe es bei uns niemanden, der ein so altes mechanisches Gerät überhaupt noch zerlegen und wieder instand setzen kann...
Das Fahrrad wird bis heute Abend repariert, sodass ich morgen mit der Ostküstenroute von Cowes auf Philipp Island starten kann. Bis dorthin bringt mich wieder die Bahn - es wäre in grossen Teilen die gleiche Route, die ich gestern nach Melbourne reingefahren bin.

Viele Grüsse

Joachim

Von der Südküste (Gippsland) Südküste 10 Dec
Hallo,

die Bibliothek in Sale erlaubt ieder kostenlose Internetnutzung.
Deshalb heute der nächste Bericht.

Die Fahrt zum Startort Cowes auf Philipp Island dauert länger als erwartet. Zwar fahren alle 20 Minuten S-Bahn-Züge nach Frankston. Von dört steigt man dann in einen museumsreifen Dieselzug nach Stony Point um. Er besteht aus einer altertümlichen sechsachsigen Diesellok mit rundem Vorbau aus den 50igern und zwei gepolsterten Personenwagen, deren Klimaanlagen mit eigenen Dieselaggregaten betrieben werden. Diese fahren aber nur viermal am Tag.
In Stony Point muss ich dann vier (!) Stunden warten, bis die "Fähre" nach Phillip Island startet. Es ist ein kleines Ausflugbootchen, sodass das Fahrrad nur transportiert werden kann, wenn alles Gepäck abgenommen ist. Am Ziel müssen wir dann wegen Ebbe vom Oberdeck aussteigen. Dabei klafft eine etwa 1 Meter breite Lücke zwischen Boot und Anleger, die ich mit Rad und Gepäck überspringen muss !
Die JH in Cowes bietet abendliche Fahrten zur Pinguin Parade an. Das ganze kostet aber 32 $. So verzichte ich und starte am Mi mit einem Umweg dorthin: Die Pinguine haben ihre Nisthöhlen in die sandigen Dünen gegraben und watscheln abends, wenn sie vom Fischen zurückkommen offenbar alle gleichzeitig durchs Dünengelände dorthin. Dazwischen sind nun Holzstege und am Strand eine betonierte Zuschauertribüne angelegt, sodass man as ganze beobachten kann.
Die erste Tagesetappe führt wieder entlag der Küstenstrasse, abseits der Hauptverbindungen. Oft bin ich halbstundenweise allein auf der Strasse. Abends übernachte ich auf einen sehr komfortablen Camping-Platz in Inverloch, einem sehr kleinen Badeort.
Etwas bergiger wird der nächste Tag. Zweimal überquere ich die 200 m hohe Hoddle Range mit guter Sicht ins Tiefland. Abends in Foster lege ich noch einen Ausflug auf dem "Southern Rail Trail", einem Radwanderweg auf der stillgelegten Küstenbahn ein. In der JH gibt es wieder eine Küche und viel zu erzählen mit den anderen Gästen. Von hier aus gehen einige zu Mehrtageswanderungen in den Wilsons Promontory National Park. Man muss aber alles mitnehmen, auch Wasservorräte.
Von Foster gehts nun in die Berge im Hinterland. Die im "Lonely Planet" empfohlene Tour führt über 40 km "Dirt Road". Das tue ich mir nicht an und wähle den asphaltierten Zufahrtsweg von Yarram aus. Dafür muss ich heute fast 60 km auf der A 440 verbringen. Die Bergstrasse führt zum Schluss durch den urigen "Tarra Bulga National Park" mal wieder ein Regenwaldgebiet. Es geht ständig bergauf, sodass ich ziemlich ermattet in Balook ankomme. Das einzige Guest House dort hat aber noch geschlossen ! So zelte ich am Picknick-Platz vor dem Visitor Center, zwar mit Toilette aber ohne Dusche. Am Abend spricht mich der Nachbar, der dort wohnt an, ob ich von dem grossen Wild Fire gehört hätte. Es komme gerade auf die Kustenstädte zu. Sale sei bereits "on fire alert". Der Himmel ist bereits milchig weiss vom Rauch dieses Feuers.
Etwas beunruhigt verbringe ich die Nacht und starte morgens sehr früh und ohne Frühstück, um aus dieser menschenleeren Gegend wieder fortzukommen. Die Strasse führt leider unvermeidlich nun doch noch über 10 km Schotterstrasse. Das Rad hält durch - eine Speiche hat sich danach etwas gelockert, ist aber nicht gerissen.
Wieder im Tal hole ich das Frühstück an einer Picknick-Bank nach. Dort berichten mir die Samstags-Radler, dass Sale noch sicher sei, ich also ruhig weiterfahren könne.
Der Himmel ist milchig trüb, die Sonne setzt sich nur noch mit Mühe durch. Die Wärme wird aber unter dieser Rauchglocke stärker gespeichert. Es wird schwül heiss. In Sale finde ich wieder Platz auf einen schönen Campingplatz. Ich bin der einzige mit Zelt. Ansonsten sind noch etwa 10 Wohnwagen dort. Die restlichen der fast 200 Stellplätze sind leer.
Nach einem Grosseinkauf im Safeway habe ich nun soviele Vorräte im Kühlschrank der Camping-Küche gebunkert, dass ich morgen eigentlich nicht weiterfahren kann...
Der Sontag beginnt mit der Morgenmesse um 08:30 Uhr in der Bischofskirche. Die ist jedoch kaum grösser als die vom Iggelheim. Der Bischof hält persönlich die Messe, begleitet von zwei älteren Damen als Messdiener. Keine Orgel, kein Gesang, aber Gebete um das Ende der Feuersgefahr und um Regen !
Danach rät das Infobüro dringend von einer Weiterfahrt ab. Die Strasse nach Bairnsdale liegt noch im potentiellen Gefahrenbereich - vor allem aber ist der Rauch inzwischen so dicht, dass man kaum 100 m weit sehen kann. Die Sonne speichert die Hitze wieder, sodass bis zu 40 Grad erreicht werden. Sie erscheint glutrot am Mittagshimmel, eine unheimliche Stimmung.
Ich lege einen Waschtag ein. Die trockene Wäsche ist danach leicht geräuchert. Die drei Museen der Stadt liefern geschützte Räume, um einen Teil der Zeit der Aussenwelt zu entfliehen. Am Abend besuche ich die letzte funktionsfähige Drehbrücke aus de 19. Jhdt. Sie wird nur Sa und So bewegt. Dann kommt Wind auf und bläst den Rauch weg.
In der Nacht regnet es sogar ein wenig, sodass die Luft heute morgen wieder klar ist. Ich kann meine Fahrt nach Bairnsdale fortsetzen.

Viele Grüsse aus Sale, am Rande des Waldbrandgebietes

Joachim

Südküste Südküste 21 Dec
Hallo,

nach meiner Abreise aus Sale komme ich mit heftigem Westwind wie von selbst nach Bairnsdale. Ein unheimlich schwarzer Himmel begrenzt den Horizont. Zusätzlich braut sich ein Gewitter zusammen, das aber nicht abregnet. Kurz stelle ich mich bei einer Frm im CarPort unter. Der Farmer berichtet von "schwarzem Regen" heute Morgen. Erst um 11:00 Uhr sei der Rauch hier verschwunden.
In Bairnsdale komme ich auf einem schönen Campingplatz unter und kann den Abend in der Stadt geniessen. Endlich finde ich die passende Gasflasche zu meinem Coleman-Brenner aus USA.
Der nächste Tag führt in die Berge nach Buchan zu den hier bekannten Tropfsteinhöhlen. Die Tour ist bergig, führt aber nicht besonders bergauf. Abends bin ich der einzige Gast auf dem Campground. Kangoroos hüpfen unbekümmert am Zelt vorbei..
Am nächsten Morgen melde ich mich zur ersten Führung durch die Royal Cave an. Auch hier bin ich der einzige Teilnehmer - eine Privatführung also. Ich warte immer noch auf die vorhergesagten Urlauberströme.

Der Rückweg an die Küste nach Orbost ist sehr idyllisch, aber etwas beschwerlich. Ständig wechselt die Strasse das Seitental, obwohl Buchan und Orbost im gleichen Tal des Snowy River liegen. Abends übernachte ich wieder auf einem Campground. Kreischende Scharen bunter Papageien tummeln sich auf dem englischen Rasen, picken nach irgendetwas und wälzen sich vor Wonne.
Ab jetzt folge ich nicht mehr dem Vorschlag des "Lonely Planet", weil ich Dirt Roads und Wassermangel vermeiden will. Der Reisevorschlag führt hoch durch den Alpine National Park. Dort fehlt aber noch die touristische Infrastruktur.
Statt dessen fahre ich auf den A1, der durchgehenden Highway von Melbourne nach Sydney. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Jedoch ist die Strasse beschwerlich, weil sie ca 20 km im Hinterland ständig zwischen den Bergrücken und den Tälern wechselt. Auch sind kaum nennenswerte Blicke auf die Küste möglich. Die Stationen sind Orbost - Cann River - Genoa -Eden - Tathra. Ich übernachte jeweils auf Campingplätzen. In Genoa ist dieser zwar geschlossen, aber man kann dort dennoch bleiben - allerdings nur mit kalter Dusche...
In Genoa treffe ich auch ein deutsches Paar, das ein Jahr mit dem Auto durch Australien unterwegs war. Sie kommen gerade aus Bairnsdale. Dort ist wieder "dicke Luft". Der Himmel rot von Rauch und gefilterter Sonne. Ich habe wohl gerade Glück gehabt, dort ungehindert durchzukommen. In der Zeitung lese ich, dass sich die Brände weiter ausdehnen...

Vorerst Grüsse aus Ulladulla Joachim

der Weg nach Sydney Südküste 23 Dec
Hallo,

der letzte Reisebericht bricht etwas unvermittelt ab, weil das Netz der Bibliothek in Ulladulla zusammengebrochen ist.
Zum Glück durfte ich den Text auf Diskette mitnehmen, sodass ich ihn beim Bilderhochladen nochmals absenden konnte.

Den Rauchschwaden des Feuers in Victoria bin ich also nur knapp entkommen.
Die Tage auf der A1 werden nun immer anstrengender. Der Verkehr nimmt zu, die Strasse ist oft schmal wie eine Landstrasse bei uns und immer sehr steil. Einfahrt und Ausfahrt aus Eden sind besonders unangenehm. Der Ort selbst aber liegt idyllisch zwischen einem Inlandssee und einer wie immer unberührten Sandküste. Abends kann ich noch am Vorabendgottesdienst zum 3. Advent teilnehmen.

Wieder über Nebenstrassen erreiche ich Tathra, eine kleine Urlaubsgemeinde. Abends trifft sich ein Teil des Ortes im örtlichen Jugendzentrum zum Christmas Carol: ein Dorfchor und eine Rentnerband singen und spielen Weihnachtslieder, während die Familien noch mit dem Vertilgen des BBQ-Picknicks beschäftigt sind. Weihnachtsstimmung kommt da nicht auf.

Ab jetzt folge ich wieder dem Reisevorschlag des Lonely Planet. Es gibt wieder mehr Nebenstrassen an der Küste. Allerdings werden jetzt auch die Tagesetappen länger. Nach 80 km erreiche ich in Narooma eine urige JH: ein ehemaliges Motel ist mit bis zu vier Betten ausgestattet. Mehrere Bewohner wollen dort bis zum neuen Jahr bleiben.

Die Fahrt nach Batemans Bay endet wieder an einer JH. Diesmal wurde ein Wohncontainer auf einem Campingplatz zum Vierbettzimmer umfunktioniert.
Interessant sind auf der Veranda oder in der Küche dieser Häuser immer die Gespräche über Reisen, Australien, Unabhängigkeit und Lebensziele. Fast immer steckt eine wichtige Entscheidung hinter der Australienreise: Der Angestellte, der seinen Job wechseln will, der Abiturient, der nicht weiss, wie er erwachsen werden soll, die Studentin, die vor dem Studium noch das Leben geniessen will, der Ingenieur, der nun nach mehreren Projekten im Umweltbereich eine feste Stelle annehmen wird...

Die nächste Etappe nach Sanctuary Point (über 100 km) halbiere ich in Ulladulla. Das ist mein Glück. Denn gerade hier ereilt mich der erste Plattfuss. Morgens ist die Luft aus dem Reifen heraus. Beim Versuch, den Mantel von der Felge abzuziehen, erkenne ich, dass meine Werkzeuge zu schwach sind.
Zum Glück gibt es einen Fahrradhändler im Ort, der gleich noch den inzwischen dünn gewordenen Hinterradmantel erneuert. So kann ich jetzt sicher sein, dass das Rad den Rest der Reise durchhält.

Beim Versuch, eine Internetverbindung zum Absenden der gestern in der Bibliothek gescheiterten Mail zu finden, lande ich im kommunalen Technologiezentrum. Dort ist dann auch wieder das Hochladen von Bildern möglich.

Tags drauf lande ich dann erst spät auf dem Campingplatz auf der Halbinsel Sanctuary Point. Dort ist man überrascht, dass ich mit dem Fahrrad komme, gibt mir ohne Anmeldung den Schlüssel für das Duschhaus. Morgens muss ich dann den Platzwart erinnern, dass ich die Rechnung noch bezahlen muss. Ich sei doch ein "honest face" sagt er daraufhin, verlangt aber dennoch die 20 $ für die "high season".
Gestern gehts dann bei heftigem Gegenwind entlang einer sehr englischen Küste. Die Campingplätze verlangen inzwischen bis zu 38 $ für einen Stellplatz : Weihnachtspreise.

Nach meinem zögerlichen Verhalten weist mich die Dame an der Anmeldung auf ein Backpacker Hostel in Kiama hin, wo ich dann für 20 $ übernachte.

Ab Kiama gibt es S-Bahnverbindung nach Sydney. Dennoch fahre ich heute weiter nach Wollongong, eine grössere Stadt im Umkreis von Sydney. Hier in der JH finde ich nun ein Bett in einem sehr schönen ganz neuen Viererzimmer über die Weihnachtstage, obwohl ich nicht vorgebucht habe.
Ich habe Glück, sagt die Dame bei der Anmeldung, denn bisher wurde mir prophezeit, dass über Weihnachten alle Accomodations ausgebucht seien.

Nun kann ich von hier aus schon mal Sydney mit der Bahn besuchen (Fahrrad ab 9:00 Uhr kostenlos) und dort die Lage klären für die Neujahrstage. Die JHs in Sydney sind ausgebucht über das Sylvesterwochenende. Aber es gibt eine grosse Zahl privater Backpacker Hostels.

Die Gebete um Regen sind übrigens erhört worden. Nachdem ich in der JH in Wollongong angekommen bin, schüttet es in Strömen vom Himmel. Die Warnungen vor zu grosser Hitze waren also unbegründet - zumindest für diesen Teil Australiens.

Allen Lesern wünsche ich nun ein frohes Weihnachtsfest und gesegnete, ruhige Feiertage. Ich werde sie in Sydney und seinem kulturellen Umfeld geniessen.

Viele Grüsse aus Wollongong

Joachim

Weihnachten in Sydney Bilder 28 Dec
Hallo,

die Weihnachtsfeiertage waren dank der schönen Unterkunft in Wollongong auch für mich sehr geruhsam. Ich konnte bis zum 27.12. also für vier Nächte dort bleiben.

Gleich am Sonntag, 24.12. bin ich - neugierig wie ich bin - mit dem S-Bahn-Zug von Wollongong nach Sydney gefahren. Für die 80 km braucht die Bahn fast 2 Stunden. Dafür darf ich mein Fahrrad kostenlos mitnehmen.
Der Tag beginnt regnerisch, hellt sich aber bis zur Mittagszeit etwas auf. In Sydney suche ich sofort nach einer Anschlussübernachtung für die Neujahrstage - aussichtslos. In der JH im ehemaligen Güterschuppen des Hauptbahnhofs - innen vom Feinsten ausgestattet - ergattere ich gerade noch eine Nacht vom 28.12. bis zum 29.12. Auch die sonstigen Backpacker-Absteigen winken ab bei der Frage nach Neujahr. In Sydney wird an NYE ein derartiger Hype veranstaltet, dass schon seit Wochen alles ausgebucht ist. Im übrigen erscheinen die Absteigen in der Victoria Street wie der Vorhof zur Hölle: überfüllte Zimmer, keinerlei Kontrollen, Schmutz und Müll, Drogenverkauf,...
Da übernachte ich lieber ausserhalb in meinem Zelt.

Der Tag wird dennoch spannend. Ich treibe durch DownTown, komme an der anglikanischen und der katholischen Kathedrale vorbei, durchstreife das Queen Victoria Building, einen Einkaufstempel in original viktorianischem Stil. Während ich im Museum von New South Wales weile, geht draussen ein gewaltiger Gewitterschauer nieder, Regen um den in jedem Gottesdienst gebetet wurde, den ich hier in Australien erlebt habe.
Die grossen Sehenswürdigkeiten Sydney Opera, Botanic Garden und Harbour Bridge kann ich so nur im regenverhangenen Himmel fotografieren. Ich fahre sogar mit dem Rad auf die andere Seite der Brücke nach North Sydney - immer bei leichtem Niesel.

Am Abend um 20:00 Uhr besuche ich den anglikanischen Abendgotesdienst mit Knabenchor - alle anderen Knabenchöre sind derzeit in Ferien - Bläsern und Orgel und einer mit Beamer unterstützten Predigt des Dean (Pfarrers). Danach gehts schnell zur S-Bahn um 21:40 Uhr, so dass ich um 24:00 Uhr rechtzeitig zur Mitternachtsmesse des katholischen Bischofs von Wollongong in der katholischen Stadtkirche dort bin. Er überrascht die Gemeinde damit, dass er beim Einzug einen viermonatigen Knaben in seinen Armen trägt, Kind einer gut katholischen Familie natürlich. Der Krippen-Jesus wird erst jetzt in die vorbereitete Weihnachtskrippe gelegt.

Erst gegen 02:00 Uhr bin ich zurück in der JH, und bereit doch noch ein Abendessen in der gut ausgestatteten Gemeinschaftsküche zu kochen.

Den 25. verbringe ich in Wollongong und Umgebung. Vormitttags besuche ich den 6 km entfernten buddhistischen Tempel. Es sei der grösste der südlichen Erdhalbkugel, wird versichert. Die vor allem chinesische und indische Klientel feiert bis Neujahr ein grosses Kulturfest in und um den Tempel. So stehen auch mir Ungläubigen alle Heiligtümer offen. Nur Fotografieren ist im Innern verboten.
Das gute Wetter heute verleitet mich, nachmittasgs noch den etwa 400 m hohen Hausberg mit dem Rad zu erklimmen. Von hier oben habe ich heute eine weite Sicht, woher ich in den letzten Tagen gekommen bin und wohin es weitergeht. Die Berge ziehen sich etwa 10 km von der Küste zurück und geben weite Buchten frei, die intensiv besiedelt sind.

Am 26. fahre ich nun nochmal nach Sydney, um es bei Sonne zu erleben. Die Tour ist etwas anders, geht an einem grossen Freizeithafen vorbei. Im Outback-Zentrum erläutert ein Halb-Aborigine wie man Digeridoo spielt. Die Technik ist die gleiche wie beim Dudelsack, nur dass die eigenen Backen als Luftvorrat dienen. Gestaltet wird mit der Stimme, auch Geräusche, die Tiere nachahmen, sind möglich. Das Digeridoo-Spiel erzählt immer eine Geschichte. Heute wird es auch in Begleitung moderner Pop-Musik eingesetzt.
Eine Runde mit der MonoRail erlaubt den Blick von oben auf die InnenStadtStrassen. Im Mueum of Contemporary Art werden Video-Installationen des Centre Pompidou aus Paris gezeigt - neben Malereien heute lebender Aborigines. Etwas früher als am Sonntag kehre ich nach Wollongong zurück.

Am 27.12. gehts nun mit dem Rad weiter, die Küste entlang. Auch heute scheitert der Versuch die "gut ausgebauten" Radwege von Wollongong zu finden. Irgendwann finde ich mich fluchend auf einem Kinderspielplatz wieder und beschliesse, die wenig befahrene Touristikroute 10 zu nehmen.

Der Eingang zum Royal National Park, dem ersten in Australien und dem zweiten weltweit (nach Yellowstone), liegt hoch über dem Meer und erlaubt nochmals einen beeindruckenden Rückblick auf die Küste und die zum Teil abenteuerlich verlegte Küstenstrasse. Durch nunmehr nach dem Regen sehr grünen Wald geht der Weg hoch auf die Hochebene. Von hier sieht man in der Ferne immer mal wieder schemenhaft die Silhouette von Sydney DownTown. Ich übernachte auf einem Campingplatz am Rande des Nationalparks in Bundeena für 8$.

Heute morgen gehts mit der Fähre nach Cronulla auf der Sydneysider Seite der Bucht. Mondäne Villen begrenzen das Ufer. Es sieht hier teuer aus. Ein Umweg führt zum Landing Place von James Cook, dem die Australier die Gründung ihres Staates zuschreiben. Er war zumindest der erste Engländer, der hier ankam.

Der Weg in die Stadt führt zum Teil über gut gemeinte aber für mein schwer beladenes Fahrrad weitgehend unbrauchbare Radwege entlang der Botany Bay. Der Radweg versagt endgültig vor dem Flughafen, dessen Landebahnen die parallel verlaufende Küstenstrasse in einem langen Tunnel unterquert. Ich kämpfe mich auf Sicht durch verschiedene Wohnviertel und lande schliesslich auf der Princess Highway, der ich ja schon bisher auf langen Strecken der A1 gefolgt bin.
überraschend stehe ich plötzlich an der Elisabeth Street, die quasi direkt an der JH vorbeiführt und komme kurz nach 16:00 Uhr ins vorbestellte Zimmer.

Den Nachmittag verbringe ich nochmal in der Stadt, durchquere den Hyde Park, besteige die Harbour Bridge diesmal auf der Fussgängerseite mit Blick zur Oper und zum Circular Bay, wo die Stadtfähren anlegen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fahre ich noch die Oxford Street hoch nach Paddington, wo die schönsten viktorianischen Häuser am Strassenrand stehen. Vorher führt sie allerdings auch durch das Schwulenviertel der Stadt...

Nach dem Abendessen führt der Abendspaziergang nochmal zum Hafen, um die illuminierten Gebaude zu geniessen und zu fotografieren.

Nun wünsche ich allen zu Hause ein gutes Neues Jahr

Grüsse aus Sydney

Joachim

New Years Eve in Sydney 01 Jan
Hallo,

der Traum ist trotz aller ausgebuchter Unterkünfte wahr geworden. Die Neujahrsnacht konnte ich auf Lady Macquaries Point, der Halbinsel direkt gegenüber der Harbour Bridge verbringen...

Zunächst heisst es jedoch weiterzuziehen am 29.12. Mit der Fähre nach Manly entkomme ich dem undurchsichtigen Innenstadtstrassengewirr und bin direkt am Strand von Nord-Sydney. Ausserdem bietet die Fährfahrt den imposantesten Abschied, weil sie die gesamte Hafenausfahrt entlangfährt. Langsam verschwinden Skyline und Harbour Bridge.
In Manly startet die heutige Etappe nach The Entrance bei strahlender Sonne. Es ist richtig heiss. Schwierig wird dennoch, von den vielen Ortsausgangsstrassen nun genau die zu finden, die an der Küste bleibt. Die Wegweiser führen natürlich alle weg von der Küste, um unnötigen Verkehr aus den Badeorten fernzuhalten.
Schliesslich bin ich auf der stark befahrenern Strasse nach Palm Beach. Eigentlich hört die Strasse dort auf...
Zur Abfahrt der Fähre nach Ettalong komme ich genau rechtzeitig 10 Minuten vorher. Gut, dass ich bis jetzt noch keine Mittagspause gemacht habe...
Drüben ist die Gegend wieder ländlicher. Mangels Pickniktischen auf der Picnic Parade fahre ich weiter. Auf einer Brücke frage ich sicherheitshalber nochmal drei Jungen, ob ich richtig bin nach Elizabeth Bay. Sie schicken mich genau in die andere Richtung, obwohl der Ort direkt hinter der Brücke beginnt... Ich frage mich, was Kinder zu solch böswilligen Verhalten führt, die im Kleinkindalter so positiv mit der Welt umgehen.

Endlich finde ich um 16:00 Uhr eine Picknick-Bank am Eingang eines Holiday-Parks. In der Stunde braut sich ein Gewitter zusammen, dass diesmal auch abregnet. Zum ersten Mal bin ich gezwungen, bei Regen zu fahren. Jetzt rächt es sich, dass das Fahrrad keine Schutzbleche hat. Füsse und Gepäck werden von unten geduscht. Darunter leiden vor allem die Bücher..

Zufällig finde ich einen etwas heruntergekommenen Campingplatz an der Strasse, der noch Zeltgäste aufnimmt. Für 30 $ (!) kann ich hier mein Zelt auf dem Wäschetrockenplatz aufstellen.

Am nächsten Morgen ist es zwar bewolkt, aber trocken. Die Nacht über hat es weiter geregnet. Relativ zügig komme ich auf der Pacific Highway A1 nach Newcastle voran. Hier ist erstaunlicherweise weniger Verkehr als gestern auf ser Sackgasse nach Palm Beach.

Durch einen glücklichen Zufall - vor mir hat gerade jemand seine Buchung für Neujahr gecancelt - kann ich für drei Nächte in dem YHA-Hostel bleiben (für 26$ pro Nacht). Der Bahnhof liegt gleich um die Ecke. Von hier besteht die letzte Möglichkeit, mit der S-Bahn direkt nah Sydney zu fahren.

Um 8:30 Uhr bin ich am Sylvestertag im Zug. Erst um 11:00 Uhr ist der Zug wieder in Sydney. Auf dem Weg zum Wasser komme ich an der deutschen lutherischen Kirche vorbei. Die Predigt (in Englisch) ist gerade vorbei. Der Rest des Gottesdienstes wird jetzt in Deutsch gehalten - auch das deutsche Gesangbuch wird eingesetzt. Im Infobüro erfahre ich, wo die günstigsten Sichtplätze sind und dass ich sofort hingehen sollte. Schon jetzt dauert es eineinhalb Stunden bis ich durch die Kontrollen bin.

Auf dem Wiesengelände hat man direkten Blick auf die Brücke und die Hafeneinfahrt. Es herrscht Festival-Atmosphäre: alle lagern auf Decken am Boden, einige haben Zelte mitgebraxhtr. Hoffentlich regnet es nicht, der Himmel ist dicht bewölkt.

Um 9:00 startet das erste Feuerwerk, an drei Stellen synchron - beeindruckend. Bis Mitternacht wird die Zeit lang - und es wird kalt ! Endlich zum Höhepunkt des Tages zünden an vier Stellren synchron grosse Feuerwerrke - unterstützt von einer Licht- und Feuerwerksschau von der Brücke. Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst hinschawn soll.

Der Rückweg verläuft dank zusätzlicher Nachtzüge problemlos. Um 5:00 Uhr morgens bin ich wieder in Newcastle.

Heute Morgen schlafe ich bis 11:00 Uhr. Nach dem Brunch kann ich Wäsche waschen und trocknen - diesmal ohne Rauch in der Luft. Ein kurzer Besuch am schönen Strand dient der Planung der Weiterreise und wohin ich von Brisbane noch fahren kann, bevor am 22.1. die Bahnreise beginnt. Zum Mittag gibts Salat und Obst. Der "Heritage-Walk" erläutert die Geschichte Newcastles von der Schwerverbrecher-Kolonie zum florierenden Kohlehafen, dem Niedergang in den dreissiger Jahren und der Erneuerung. Heute ist der Hafen einer der grössten Tiefwasserhäfen Australiens, liegt aber weit ausserhalb der Stadt. Die ehemaligen Industriegebiete sind weitläufigen Parks und attraktiver Wohnbebauung gewichen - ein Vorbild für Ludwigshafens Rheinpassage ?

Morgen gehts nun wieder auf die Reise.

Viele Grüsse und die besten Neujahrswünsche

Joachim

von Sydney nach Brisbane 15 Jan
Hallo,

nach langer Pause endlich wieder ein Reisebericht. Zunächst herzlichen Dank an alle, die mir Weihnachts- und Neujahrsgrüse geschickt haben.

Aus Newcastle wegzufahren, fiel mir zuletzt nicht schwer. Alle Räume waren heftig mit Küchenschaben bevölkert. Zwei haben den Weg in meine vorderen Fahrradtaschen, die über zwei Tage am Rad waren, gefunden. Ich habe sie erst in Murwillumbah auf dem Zeltplatz entdeckt. Dort habe ich sie dann "aussteigen" lassen.

Die vom "Lonely Planet" vorgeschlagene Route verwendet wo möglich Nebenstrassen an der Küste. Zwischen den Abschnitten liegen dann meist Fährfahrten, weil die Strasse auf einer Halbinsel endet.
Die Fähren sind sehr unterschiedlich im Preis: Zwischen kostenlos und $ 15 schwankt die Gebühr. Meist sind die reinen Personenboote die teuersten, weil sie die Fährfahrt wie eine Ausflugsfahrt abrechnen.
Die nächsten Zwischenstationen sind:

  • Hawks Nest: ein idyllischer Ferienort bei Ettalong. Der Ferien-Campingplatz ist fast ausgebucht. Ich zahle die volle Gebühr für einen Stellplatz für zwei Personen mit Wohnwagen und Auto: $ 30.
    Bei Regen gehts morgens weiter.
  • Buladelah: Nach einer kurzen Fährüberfahrt folgen wieder 8 km "Dirt Road". Wegen des schlechten Zustands eine nervenaufreibende Sache. Das Rad überlebt aber... Der Campingplatz liegt direkt an der Pacific Highway. Die halbe Nacht ziehen schwere zehnachsige Trucks durch den Ort. Zwei Zelter haben sich zum "Truck-Watching" an den Rand der Strasse gesetzt...
  • Forster: eine grössere Urlauberstadt mit ausgezeichneter Infrastruktur. Weil mich die Schmerzen im linken Bein schon seit geraumer Zeit am Schlafen im Zelt hindern, gehe ich zu einem "Health Center". Der Arzt drückt und bewegt das Bein ein wenig, um festzustellen, dass die Schmerzen wohl vom Nerv in der Hüfte kommen. Er verschreibt ein starkes opiumhaltiges Schmerzmittel. Eigentlich wäre mir eine Heilsalbe lieber gewesen... Ein weiterer Tag in der JH in Forster bringt etwas Besserung. Ich verwende Voltaren für die Hüfte, das Schmerzmittel nicht. Das Schlafen auf einer weichen Unterlage hilft wohl ein wenig.
  • Laurieton: Heute hole ich wieder etwas auf: 90 km Tagesetappe. Bonbon in der Mittagspause ist der Besuch der Schauanlagen des Modellbahnclubs von Taree. Sie beneiden mich ein wenig, als ich erzähle, dass ich letzten Sommer in "Pecorama", der Schau des Gleisherstellers Peco in England war. Die Strasse verlauft hier parallel zu den Gleisen der "Hauptbahn" von Sydney nach Brisbane. Ein XPT und ein Güterzug sind aber die ganze Tagesausbeute... Kurz vor Laurieton kann ich im "Christmas Cove Park (!)" für $ 10 mein Zelt aufschlagen.
  • Port Maquarie: Bei Gegenwind schaffe ich heute nur 40 km. Der Ort ist ein weitläufiger Touristenort mit vielen kleinen Strandbuchten und unzähligen teuren Motels. Die JH ist ausgebucht. Ich komme aber gerade noch im "Ozzie Pozzie Backpackers" unter.
  • Nambucca Heads: Bei leichten Rückenwind verläuft die Fahrt heute flott: 110 km. Der Abend beschert aber vier Stunden Dauerregen. Die im Stadtplan eingezeichnete JH gibt es seit 5 Jahren nicht mehr. Die Motels sind alle zu teuer. Erst bei Einbruch der Dunkelheit finde ich auf dem Campingplatz eine "Cabin" mit Küche für $ 33. Eigentlich könnten dort vier Leute schlafen.
  • Coffs Harbour: Endlich finde ich wieder einen Platz in der JH. Ich bin auch schon gegen 14:00 Uhr dort (40 km). Im Zimmer begegne ich zwei weiteren Radlern: ein Australier aus Victoria, der wegen der anhaltenden Trockenheit seine Farm aufgegeben hat und nun ziellos durch Australien tourt. Derzeit hat er seit zwei Monaten einen Aushilfsjob in der JH übernommen. Und Rolf aus Köln, der für 6 Wochen Australien bereist. Er fährt die Lonely Planet Tour in umgekehrter Richtung. Die Dirt Roads machen ihm weniger aus, da er ein Mountain Bike fährt. Morgens belächeln beide die "Schönheit" meines überladenen Fahrrads. Die provisorisch eingeklemmte Regenplane gibt dem Aufbau noch eine besondere Note...
  • Grafton: Nach einer Bergtour durch Bananenplantagen (!) und der Besichtigung einer etwas heruntergekommenen Museumsbahn bin ich nach langen 84 km am Ziel. Ein altes Hotel "Crown" vermietet die unrenovierten Zimmer für $ 35 - das erste Einzelzimmer in Australien. Morgens geniesse ich das Frühstück auf dem breiten Balkon, während noch der Nebel über den Flussauen liegt.
  • Evans Head: Eine Doppeletappe führt bis Evans Head (90 km). Viel Highway ist dabei mit zum Teil sehr schmaler Fahrbahn. Das überholen der Trucks ist dann schon unangenehm. Der Ort an der Küste ist wieder voll von Sommerurlaubern. Auf einer Randecke des Caravan-Parks bekomme ich noch einen Stellplatz für mein Zelt.
  • Byron Bay: Total überlaufener Backpacker-Ort. Beide JHs und alle Backpacker-Hostels sind ausgebucht. Ich finde aber einen schönen Zeltplatz ausserhalb des Orts.
  • Murwillumbah: Nach einer schönen aber anstrengenden Bergtour lande ich im Gebiet des Regenwaldes. Feuchtwarm ist die Nacht auf dem natürlich sehr grünen Zeltplatz.
  • Surfers Pardise: Der Badeort mit den Hochausappartments. Wunderschöner Strand aber ziemlich heruntergekommene JH.
  • Brisbane: Nach 11km Radfahrt bringt mich die sehr schnelle Schmalspur-S-Bahn ins Zentrum der Stadt.

Grüsse aus der Staatsbibliothek von Queensland

Joachim

Brisbane 22 Jan
Hallo,

eine Woche habe ich nun in Brisbane verbracht. Diese Pause war wohl notwendig, nach den täglichen Weiter der letzten Wochen. Auch ist es angenehm, die Vorräte im Kühlschrank der JH lassen zu können, die Küche zu kennen und die Einkaufsmöglichkeiten. Bisher habe ich noch bis auf eine einzige Ausnahme (Fish and Chips in Byron Bay) immer selbst gekocht. Essen gehen ist hier fast unbezahlbar...

Neben der Stadtbesichtigung - eine sehr schöne Lage innerhalb der Schleifen des Brisbane River - kann ich von hier natürlich längere Tagestouren in das Hinterland unternehmen. Die schnelle S-Bahn hilft dabei, aus dem Stadtzentrum heraus an die Peripherie zu gelangen.

Der Stadtrundgang am Dienstag wird eine Fusstour durch Rathaus, Innenstadt, Museum und QUT (Queensland University of Technology). Wieder beeindruckt die Eigenwerbung "University for Real Life" mit der diese Uni sich von der Konkurrenz abhebt. Vor allen Ehemalige berichten in Kurzinterviews über ihre Erfolgsgeschichten.

Am Abend sehe ich "Babel" im Kino. Am gleichen Abend erhält der Film den Grammy für den besten Film, Kategorie Drama!

Die Suche nach einem ALDI ist hier besonders schwierig. Er befindet sich nur in den Einkaufszentren 10 km ausserhalb des Zentrums. Das hindert mich nicht, auf der Ausfallstrasse nach Norden bis Chermside zu radeln und gründlich Voräte (vor allem Obst und Gemüse) einzukaufen für die kommende Woche. Den entspannten Nachmittag verbringe ich in den Museen und Parkanlagen der "South Bank". Diese Anlagen sind zur Expo 1988 aus ehemaligen Hafen- und Werftanlagen entstanden.

Am Do muss ich nochmals das Zimmer wechseln. Ich bin nicht böse, denn im neuen Raum funktioniert die Klimaanlage. Der Raum vorher erinnerte nachts an eine Sauna. Am Nachmittag gehts noch zum Koo-Tha-Mountain, einem Freizeitgelände am Westrand der Stadt. Es gibt ein Planetarium (das grösste Australiens), einen botanischen Garten und einen Lookout mit grossartiger Sicht auf das Stadtpanorama.

Ein Ausflug in die Berge folgt am Freitag. Der 500 m hohe Mount Nebo liegt im Bereich des ehemaligen Regenwaldes. Ein Wanderweg führt durch diesen Wald, der gerade im Umbruch ist zum normalen Trockenwald oder Buschland. Nur in einigen Taleinschnitten gibt es noch die typische Regenwaldvegetation.

Am Samstag fährt mich die S-Bahn nach Caboolture. Dort besichtige ich zuerst ein Museumsdorf aus umgelagerten historischen Häusern. Das fällt in Australien nicht besonders schwer, da die Häuser meist auf Stelzen gebaut sind, also weder Keller noch Fundamente besitzen... Dann gehts noch zum Glas House Mountains Lookout. Das sind Lavakerne, die 300 bis 400 Meter aus einer erodierten Sandsteinebene herausragen zum Teil in bizarren, unbewachsenen Formen. Vom Lookout kann ich 6 oder 7 davon bewundern.

Gestern war zuerst die katholische Messe in der St. Stephens Cathedral angesagt. Es gab viel Weihrauch und orgelbegleitete Lieder. Die "Kreuzfahrt" mit den "City Cats", den schnellen Katamaranbooten, die die Innenstadt als Fähren verbinden, ist in der Tageskarte für $ 5.10 enthalten. Grossartige Stadtpanoramen eröffnen sich vom Fluss.
Den Nachmittag verbringe ich in Manly am Moreton Bay. Dort macht es Spass, den vielen Segelyachten zuzuschauen, die sich in diese vor dem offenen Pazifik geschützte Bucht hinauswagen und nun am Nachmittag wieder in den Hafen zurükkehren.
Abends gibt es "Dreamgirls" im Kino. Das langjährige Broadway Musical wurde nun verfilmt und hat den Grammy in der Kategorie Musical gewonnen. Beeindruckend, wie bisher völlig unbekannte Sänger und Schauspieler(ausser Eddie Murphy) ihre Rollen gestalten.

Der Test zum Zerlegen des Fahrrads heute morgen verlief erfolgreich: keine eingerosteten Schrauben. Für die Bahnfahrt morgen muss ich das Fahrrad in eine Box verpacken. Daher bleibt Zeit zum Mailen in der State Library.

Viele Grüsse nochmals aus Brisbane

Joachim

Bahnfahrt nach Adelaide 25 Jan
Hallo,

die ersten beiden abenteuerlichen Bahnfahrten sind geschafft.
Ich bin jetzt in Adelaide in South Australia.

Der Start in Brisbane um 06:30 erfordert Aufstehen um 04:00 Uhr. Zum ersten mal muss mein Wecker zum Einsatz kommen. Ich bin aber vorher von alleine wach, sodass die anderen Mitschläfer verschont bleiben.

Nach kurzem Frühstück in der Selbstkocherküche muss nun alles so verladen werden, dass nur zwei Gepäckstücke plus Handgepäck im Zug übrig bleiben.
Dann gehts zum naheliegenden Bahnhof mit dem bepackten Rad. Dort muss dann das Rad soweit zerlegt werden (Pedale, beide Räder, Lenker quer stellen), dass es in eine zufällig vorhandene MountainBikeBox passt. Mit etwas Murren wird das ganze als Reisegepäck eingecheckt und verladen. Der Zug kommt kurz vorher als Nachtzug aus Sydney, wird in Windeseile gereinigt. Dann gehts zurück nach Sydney.
Der Bahnhof in Brisbane hat nur ein provisorisches Gleis in Normalspurweite für diesen XPT-Zug. Alle anderen fahren auf der wesentlich schmaleren Kapspur (1.06 m). Innerhalb des Stadtgebiets gibt es ein Dreischienengleis, auf dem der XPT aus NSW bis Brisbane kommt. Dieses endet am ContainerUmladeBahnhof am Stadtrand von Brisbane. Von dort wird nur noch das Normalspurgleis fortgesetzt.
Ich habe einen Gangplatz, kann aber bis Casino auf einen anderen Platz wechseln. Bis hierher ist die Bahnstrecke spannend wie eine Gebirgsbahn. Eingleisig erklimmt sie den Gebirgszug an der Staatengrenze. Mit mehreren Serpentinen windet sich die Strecke dann abwärts.
Der Zug mit zwei Triebköpfen gleicht dem englischen HighSpeedTrain 125, fährt aber nur mit 7 statt 11 Wagen. Daher steht genug Motorleistung für steile Streckenabschnitte und ständigen Geschwindigkeitswechsel zur Verfügung. Eine alte Brücke muss mit Schrittgeschwindigkeit passiert werden. Ansonsten sind max. 120 km/h möglich.
In Coffs Harbour verzögert sich die Weiterfahrt, weil die neue Zugmannschaft gestern nicht mehr hierher kommen konnte. Strecke und Strasse waren wegen Buschfeuer gesperrt. Mit dem Flugzeug heute sind sie dennoch 40 Minuten zu spät. Trotz schnellen Fahrens vergrössert sich die Verspätung schliesslich auf 60 Minuten. Zu viele Zugkreuzungen sind nun nicht mehr geregelt und erfordern längeres Warten.

In Sydney muss ich mein Rad nun entboxen, d.h. auf dem Bahnsteig wieder zusammenbauen, Gepäck aufladen und zur nahen YHA fahren. Dort ist trotz später Stunde mein Zimmer reserviert, weil im voraus bezahlt. Ein Schnelles Abendessen gönne ich mir noch, dann bin ich gegen 01:00 Uhr schliesslich im Bett.

Der nächste Tag ist verregnet. Ich muss noch Getränke nachkaufen. Dabei werden Strümpfe und Schuhe kräftig nass. Um 11:00 Uhr kann ich mein Gepäck schon abgeben. Der Zug fährt um 15:00 Uhr. Beim kurzen Stadtbummel entdecke ich den "Mandarin-Club", der mittags ein chin. Buffet für $ 9.80 anbietet. Da kann ich nicht wiederstehen.

Der Indian Pacific Train besteht aus 14 älteren silberfarbenen Budd-Wagen, wie sie in den 60igern in USA für die Fernzüge genutzt wurden. Entsprechend hart ist die Federung. Bei schlechter Streckenlage rumpelt der Wagen wie ein Museumszug.

Zuerst zieht die Diesellok den schweren Zug auf die "Blue Mountains" etwa 500 m hoch, teilweise im Schritttempo. Hier oben herrscht dichter Nebel. Das sind die Wolken, die in Sydney abregnen. Auf der Westseite der Berge wird es schnell sonnig. Die Strecke windet sich durch Farmland mit einzelnen Steigungen. Nach Bathurst endet die Elektrifizierung und das zweite Gleis. Die Bahn hat teilweise Nebenstreckencharakter. Dennoch wird der landesweite Containergüterverkehr über die Bahn abgewickelt, zum Teil noch Erzverkehr von Broken Hill und Kohleverkehr zum Grosskraftwerk. Die Nacht wird hart bei diesen Fahreigenschaften. Teilweise kann ich mich aber im Lounge Car auf einem Sofa ausstrecken.

Heute morgen gibt es eine zeistündige Pause in Broken Hill, der ehemaligen Minenstadt: Silber, Zinn,... Schöne Häuser aus viktorianischer Zeit zeugen vom ehemaligen Reichtum der Stadt.

Die Weiterfahrt nach Adelaide gibt einen guten Eindruck vom Outback. Normalerweise eine steinige Trockensteppe, hat sintflutartiger Regen am Wochenende seine Spuren hinterlassen. Der Regen kann im harten Boden nicht versickern sondern strömt in den nächsten Creek, der unmittelbar zum reissenden Fluss wird. Sogar ein kleiner Teil der Bahnstrecke war unterspült. Jedenfalls geht das Wasser so weitgehend für die Pflanzen verloren.
Die Ebene von Adelaide ist Gemüseanbaugebiet. Man sieht aber nur ausgedörrte abgeerntete Felder. Ein konsequenteres Bewässerungssystem könnte hier Abhilfe schaffen. Oder die Nutzung von grösseren Wassermengen im Outback....
In Adelaide ist das YHA-Hostel zwei Kilometer vom ausserhalb liegenden Fernbahnhof entfernt. Kein öffentliches Verkehrsmittel verliert sich dorthin, nur ein spezieller Shuttle-Bus. Heute kann ich das Fahrrad nutzen, morgen werde ich wohl laufen.
Die JH ist ausgebucht, ich habe aber mein Bett sicher, weil schon am 26.12. von Sydney aus vorbestellt und bezahlt. Mein Rad kann ich bis zum Ende der Zentralaustralien-Tour am 04.2. in der JH lassen. Dazu muss aber alles Wesentliche auf den Rucksack allein konzentriert werden.

Viele Grüsse aus Adelaide - diesmal aus der Startbibliothek.

Joachim

Outback-Tour 5 Feb
Hallo,

zurück vom Outback ein kurzer Bericht über die Abenteuer in der australischen "Wüste".
Geplant ist eine fünftägige Reise von Alice Springs über Kings Canyon, Uluru, Kata Tjuta, Coober Pedy zurück nach Adelaide. Die Anreise erfolgt natürlich mit den Zug: Der "Ghan" ist der neue Touristenzug, der zweimal in der Woche die Lange erst vor vier Jahren fertiggestellte Strecke Adelaide - Darwin zurücklegt. Im Sitzwagen ist er jedoch nicht teurer als ein entsprechenes Bus-Ticket. ieder geniesse ich die Möglichkeit im Lounge-Car die Füsse hochzulegen und Sonenunter und -aufgang zu fotografieren.
In Aliche Sprigs sind vier Stunden Pause eingeplant. Ich verlasse den Zug, um noch drei Nächte im YHA auf meine Bustour zu warten.
Die Stadt ist belagert von heimatlosen Aborigines, die in den Parks und am Ufer des Todd River übernachten. Da ihre traditionelen Werte in diesen Zustand verloren gegangen sind, ernähren sich viele vor allem von Alkohol.
Ich besuche den Desert Park, der einen sehr guten überblick über die Vegetation und die Tiere der Wüste gibt. Ein Aborigine-Ranger erklärt sehr genau die Lebensweise der hier ansässigen Ureinwohner - eine ausgeklügelte Kultur, die der trockenen Umgebung angepasst ist.
Am nächsten Tag beeindruckt innerhalb des Cultural Precinct vor allem das Strehlow-Haus. Der Sohn eines deutschen Missionspfarrers aus Herrmannsburg NT hat die grösste existierende Sammlung an Film- und Tonaufnahmen der Aborigines zwischen 1930 und 1970 angelegt. Nur ist sie der öffentlichkeit nicht zugänglich - angeblich ein Wunsch der Aborigines.
Am Dienstag Mittag holt mich Tash (w) vom YHA ab. Es geht zuerst zum Kings Canyon. Die erste überraschung ist, dass wir nich in Zelten sondern in sog. Swags übernachten: das sind Schlafsäcke aus Zeltstoff, in die man hineinkriecht, der Kopf bleibt aber im Freien. Angesichts der nachtaktiven Wüstentiere zürst kein verlockender Gedanke. Allerdings bleibt der Blick frei für einen strahlenden Sternenhimmel beim Einschlafen.
Sehr früh (4:30 Uhr) wird am nächsten Morgen geweckt, um - ohne Frühstück - zum Sonenaufgang beim Kings Canyon zu sein. Tatsächlich ist das Farben- und Lichtspiel beindruckend, das die über den Berg steigende Sonne auf den rotgelben Sandsteinwänden erzeugt.
Eine vierstündige Wanderung schliesst sich an, mit Bademöglichkeit (!) in einem ganzjährig wasserführenden Pool - mitten in der Wüste. Nach dem Mittagessen im Camp gehts zum Sonnenuntergang 200km weiter zum Uluru. Ein erster fantastischer Eindruck. Scharen von Bustouristen sind mit Sektimbiss angereist.
Am nächsten Morgen schon wieder um 4:30 Aufstehen - diesmal zum Sonnenaufgang am Uluru. Der klassische Fotoblick eröffnet sich uns bei langsam zunehmender Sonnenstrahlung. Danach wird nur die Felsumrundung zugelassen. Der Aufstieg auf den Fels wird von den Aborigines nicht gewünscht.
Am nächsten Tag will Tash, abweichend vom Programm, schon zur Opal-Gräber-Stadt Coober Pedy aufbrechen. 800 km bei glühender Hitze und schlecht funktionierender Klimaanlage erwarten uns. Eine 4WD-Strasse führt zu den BreakAways, einer marsählichen Tafelberglandschaft.
Unterwegs platzt ein Reifen des Gepäckanhängers, den Tash aber schnell wechselt.
Am nächsten Tag scheitert die Weitefahrt an einem Achsbruch desselben Hängers. So verbringen wir eine weitere Nacht "unter Tage" in einem Felshöhlen-Hostel mit "Bed Bugs".
Die Rückfahrt nach Adelaide schliesslich verläuft reibungslos - mit neuem Anhänger, sodass wir schon gegen 18:00 Uhr wieder am Ziel sind.

Grüsse aus Adelaide
Joachim

Bordertown 9 Feb
Hallo,

nun bin ich seit vier Tagen "on the road again". Der erste Tag war der härteste: nach zwei Wochen Pause wieder aufs Rad mit vollem Gepäck. Die von Lonely Planet vorgeschlagene 45 km lange Tour nach Hahndorf (!) in den Adelaide Hills führt natürlich zuerst auf 727 m Hohe über den Mt Lofty. Von hier hat man einen weiten Blick über die Ebene, in der Adelaide liegt.
Hahndorf klingt nicht nur deutsch, sondern wurde auch von Deutschen gegründet. Heute ist es eine Art Touristen-Attraktion mit viel Sandsteinmauerwerk und deutschen Restaurants und Kaffees. Sogar original "Birkenstock"-Schuhe kann man hier kaufen.
In der Nähe hat der Maler Heysen seine Villa. Er ist ein deutschstämmiger Maler, der vor allem durch seine Aquarellbilder von australischen Landszenen berühmt geworden ist. In der Gallery of South Australia habe ich gerade gestern eine grössere Sammlung bewundert.
Der Zeltplatz bei einem Motel kostet $ 25 !. Dafür schädige ich das Restaurant am nächsten Morgen beim Frühstücks-Buffet...

Der nächste Tag wird nun die erste grössere Etappe in Richtung Melbourne: In 7 Tagen will ich in Ararat sein. Von dört bringt mich der Zug von V-Line dann wieder in die Stadt. Im Schnitt muss ich dazu 80 km pro Tag schaffen.
Im wesentlichen folge ich der A8, der "Duke's Highway". Heute kann ich noch die verkehrsarme alte Strasse bis Murray Bridge nutzen, da parallel eine Autobahn (Freeway) gebaut wurde. In Murray Bridge lasse ich -hoffentlich zum letzten Mal - zwei gerissene Speichen reparieren. Ich kann zuschauen. Da eine passende Länge fehlt, schneidet der Händler eine längere Speiche ab und dreht ein neues Gewinde ! Trotzdem kostet das ganze - mit Zentrieren - nacher nur $ 15.
Der Murray River ist der Hauptwasserspender für die gesamte Landwirtschaft der Region. Hier führt er noch reichlich Wasser. Eine riesige überlandwasserleitung führt auch in 150 km entfernte Gebiete.
Ab hier muss ich jetzt die Fahrbahn mit den "RoadTrains" teilen. Sie überholen grosszügig, wenn Platz ist, sonst hupen sie kräftig, damit ich auf den Seitenstreifen ausweiche. Der ist zum Glück durchgehend asphaltiert, aber sehr rauh und verschmutzt. Deshalb bleibe ich doch meistens am linken Fahrbahnrand.
Uber Nacht finde ich einen Zeltplatz in Tailem Bend am Hochufer des Murray ,einfach, dafür aber für nur $ 10. Am gegenüberliegenden Ufer kann ich nochmal einen schönen Sonnenuntergang fotografieren.
Der nächste Tag wird hart: 91 km Highway bei mehr oder weniger starkem Gegenwind. Ich wende wieder den gleichen Trick wie am Anfang an. Drei Pausen in kürzer werdenden Abständen. So erreiche ich mein Tagesziel und finde in einem sehr kleinen Caravan Park ein Plätzchen neben dem BBQ. Die ganze Nacht dröhnen die LKW und die Containerzüge durch das Städtchen. Morgens bin ich nicht so besonders ausgeschlafen.
Heute hat sich der Wind gelegt. Die ersten 38 km bis Keith sind in zwei Stunden geshafft. Schon um 11 Uhr gibt es eine einstündige Mittagspause. Die zweite längere Etappe (47 km) bis BorderTown braucht nur bis 14:00 Uhr. Ein sehr schöner Campingplatz lädt zum ausführlichen selbst gekochten Abendessen ein. Zum Einkaufen gibt es einen günstigen FoodStore im Ort.

Die Landschaft ist ähnlich wie in Victoria am Anfang: gelbe Weiden mit grossen "Gum Trees" dazwischen. Es hat hier wohl doch nicht geregnet. Zum Teil ist das Gras abgestorben und der sandige Boden liegt frei. Nur Schafe können hier noch weiden.
Andere Täler sind dagegen sehr fruchtbar. Vor allem Getreide wird hier angebaut und in riesigen Silos entlang der Bahnstrecke gespeichert. Es gibt sogar noch Bahnanschluss für den Abtransport.

Viele Grüsse aus der Stadtbibliothek von Bordertown

Joachim

wieder in Melbourne 13 Feb
Hallo,

die letzten Tage waren nochmals eine echte Herausforderung:
Von Bordertown habe ich vier Tage Zeit, um nach Melbourne zu kommen.
Die letzten 200 km ab Ararat will ich wieder mit dem bequemen V-Line-Zug fahren. Dort wird auch das beladene Fahrrad kostenlos mitgenommen. Die Triebzüge entsprechen unseren VT 611, die den Schnellverkehr nach Mainz übernehmen.
Der Samstag von Bordertown führt nun ins "Niemandsland": kein Verkehr aber auch keine Infrastruktur; d.h. ich muss alles für die nächsten zwei Tage mitnehmen.
Zusätzliche Erschwernis bringt der zunehmend bissige Gegenwind. Anfangs (bis Frances) wird er von kleinen Wäldern gedämpft. Danach muss ich teils heftig dagegen antreten. Soweit das Auge reicht, verdorrtes Farmland. Zum Teil werden Getreidefelder künstlich bewässert. Viel Gentechnik wird hier eingesetzt.
Der einzige Campingplatz am Abend liegt an einem "See". Der hat aber seit Dez. 2006 kein Wasser mehr. Im Zentrum ist jetzt ein Getreidefeld angelegt. Ich komme zwischen Mithäuschen auf einem eher provisorischen Platz unter.
Der nächste Tag wird noch schwieriger: 91 km sind bis Horsham zu schaffen. Der Gegenwind nimmt weiter zu. Am Abend werden im Fernsehen Bilder von erschlagenn Autos gezeigt. Nach 30 km lässt die Kondition erstmals nach. Ich mache Pause im Windschatten einer leerstehenden Town Hall. Das ganze Dorf besteht aus nur wenigen Wellblechhütten. In der ersten richtigen Stadt "Natimuk" lege ich nachmittags eine zweite Pause ein. Ein Gewitter kommt mir entgegen. Zum Glück kann ich mich in ein Buswartehäuschen retten. Danach hat sich wunderbarerweise der Wind gelegt. Ich komme schnell nach Horsham. Ein Safeway begrüsst mich wie aus einer anderen Welt.
Hier hat es kräftig geregnet. Der Campingplatz ist ziemlich durchweicht und matschig. Eine schöne Camper-Küche entschädigt dafür.
Am Montag habe ich zwar nur 65 km vor, aber es wird nun sehr heiss - meine Getränkevorräte reichen nicht aus. Die letzten 25 km überstehe ich in der Hoffnung auf einen Supermarkt in Stawell. Dort kaufe ich kräftig ein. Fast vier Liter brauche ich, um mein Defizit wieder aufzufüllen. Auf demselben Platz wie am Anfang finde ich wieder eine Zeltunterkunft.

Nachts schleichen sich durch ein kleines Loch im Zeltboden Ameisen ins Innere und bilden eine Strasse zur Lebensmittelpacktasche. So muss ich heute Morgen erstmal alle Lebensmittel abschüteln. Nach dem Frühstück folgt heute die letzte Etappe von nur noch 30 km. Wunderbarerweise hat sich der Wind gedreht. Bei Rückenwind brauche ich nur eineinhalb Stunden bis Ararat.
Der Augenblick, von dem ich in der letzten Woche oft geträumt habe - nun in den klimatisierten Zug nach Melbourne einsteigen zu können, wird wahr. Um 12:15 istAbfahrt und kurz nach 14:30 Uhr bin ich wieder in Melbourne. Dort finde ich das YHA Hostel schnell wieder - und es hat sogar Platz für die letzten drei Nächte.

Wie immer kann ich kostenlos von der State Library aus mailen.
Morgen werde ich versuchen, mein Fahrrad wieder an den Händler zu bringen, von dem ich es gekauft habe.
Am Freitag wird mich der Skybus wieder zum Flughafen bringen. Dann vetraue ich Malaysian Air für den Rückflug über Kuala Lumpur. Dort habe ich diesmal nur drei Stunden Pause.

Viele Grüsse aus Melbourne

Joachim

Rückreise 21 Feb
Hallo,

nun bin ich schon 3 Tager wieder zu Hause...

Die letzten zwei Tage in Melbourne waren nochmals recht ereignisreich. Noch am Abend der Reise besuche ich die anglikanische St. Paul's Cathedral zum Even Song. Jeden Abend um 5:10 p.m. wird hier ein Abendgottesdienst mit Chorgesang gefeiert. Heute singen nur die Männer - vierstimmig: beeindruckend. Auf dem Rückweg kaufe ich gerade rechtzeitig vor 6:00 p.m. noch Proviant für die letzten Tage. Daher gibt es ein üppiges Abendessen. Um 8:00 lädt der Comedy Club in North Melbourne alle Gäste des YHA kostenlos zur Newcomer-Vorstellung ein. Jeder hat 5 Minuten. Teilweise sind die jungen Leute schon ganz professionell.

Am Mitwoch besuche ich lange das Melbourne Museum. Viele Objekte aus der Stadtgeschichte verdeutlichen die historischen Meuilensteine von der Goldgräberstadt bis zur Weltausstellung. Schon heute lasse ich mein Fahrrad bei Borsari schätzen. Gerade mal $ 100 will der Händler, bei dem ich das Rad vor drei Monaten für § 370 gekauft habe, nocch zahlen. Nach dem Abendessen breche ich nochmals zu einem Ausflug in den Royal Botanic Garden auf. Dort genießen junge Paare (heute ist Valentinstag) ein Piknick zu zweit. Es gibt Freiluftkino und eine Open Air Shakesdpeare- Aufführung. Die schaue ich mir morgen an.

Der Donnerstag ist ganz den Gemäldegallerien der Stadt gewidmet. Eine beeindruckende Vielfalt von Kunstobjekten wird in der National Gallery of Victoria gezeigt. Verblüfft bin ich, auch zwei Figuren von Frankenthaler Porzellan zu finden. Gegen 17:00 Uhr gebe ich nun mein Fahrrad endgültig ab. Ab jetzt bin ich wieder zu Fuß. Nach den Abendessen breche ich zum langen Marsch quer durch die Stadt auf - zum Shakespeare am Botanic Garden. Es gibt den Midsommer Nights Dream. Mit viel Spielfreude wird das kleine Publikum gefesselt.

Am Freitag nun beginnt die große Reise. Der Skybus bringt mich und mein zahlreiches Gepäck wieder problemlos zum Flughafen. Dort beginnt nun das Abenteuer, bei nur 20 kg Freigepäck ca 40 kg Reisegepäck zu befördern.

Der erste - direkte - Versuch scheitert. Mit 31.4 kg Reisegepäck müsste ich 440 $ Strafgebühr zahlen. Also wird das Zelt wieder ins Handgepäck verlagert. Ein anderer Schalter toleriert das restliche Übergewicht und notiert nur 24 kg. Bei der Handgepäckkontrolle wird festgestellt, dass allein der Rucksack mit Zelt 10.4 kg wiegt (nur 7 kg Handgepäck sind zulässig), die Fototasche nicht gerechnet. Ein wenig Überredung hilft, durchzukommenm. Bei der Röntgenkontrolle werden die Zelthäringe bemängelt. Ich solle das ganze Zelt zum Reisegepäck geben. Das geht aber gerade nicht. Also verzichte ich auif die Metallstifte, überzeuge die Aufsicht, dass die Zeltstangen aus Glasfiber sind und kann so den ganzen Rest mit ins Flugzeug nehmen.

Die Reise selbst ist sehr asngenehm. Die erste Etappe nach Kuala Lumpu dauert nur 7 Stunden. Ich sitze in der Mitte und kann meine Füße über die freien Nachbarsitze ausstrecken. In den vier Stunden Pause in KL lege ich mich auf die Wartebänke zum Schlafen. Der Flieger nach Ffm ist halb leer, sodass wir uns in den Mittelplätzen lang legen können. Es gibt insgesamt drei warme Mahlzeiten und zusätzliche Imbisse. Der Programmserver erlaubt individuelle Auswahl aus 20 Filmen und 40 CDs. So vergeht auch die lange Nacht (14 Stunden) bis Ffm. Kurz nach der Landung geht die Sonne auf. Wie immer bringt mich der Nahverkehr preiswert über Niederad und Mannheim zurück in die Heimat.

Viele Grüße aus Böhl-Iggelheim

Joachim

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E-Mail: Joachim Heidinger